Easter4 – ganz schön karstig !
„Easter4“, das bedeutet 4 Etappen in 4 Tagen zu laufen. In Slowenien. Am Osterwochenende. Heuer von 14. bis 17. April 2017. Gemeinsam mit fast 500 Läuferinnen und Läufern aus 15 Nationen. Von A wie Austria bis U wie United Kingdom.
„Easter4“, das ist für uns reisefreudige OL-Fans die ideale Gelegenheit, die heimatlichen Kälte in Österreich zurückzulassen um im Süden eine schöne Zeit zu verbringen. Zeit mit den Liebsten (Menschen). Zeit mit der Liebsten (Freizeitbeschäftigung).
Der österliche 4-Tage-Lauf beginnt am Karfreitag. Ganz konkret ausgedrückt: eigentlich am Kar(st)Freitag, dem einzigen karstfreien Tag dieser Veranstaltung. Denn vor, während und nach der ersten Etappe können wir salzige Meeresluft einatmen. Ganz konkret ausgedrückt: eigentlich „fischelt‘s“ leicht. Denn wir sind in Koper. Motto des Tages: Karpfen statt Karst. Wir sind in der einzigen Seehafenstadt Sloweniens. Wir sind bereit für einen feinen Sprint in der historischen Altstadt von Koper mit vielen engen Gassen, Passagen und Durchgängen. Sehenswert sind neben dem mittelalterlichen Prätorenpalast und der Maria-Himmelfahrts-Kathedrale auch unsere Ergebnisse: Für die die Sprint-Familie-Kastner gibt es die Plätze 1 (Babsi), 2 (Ylvi) ,3 (Nico, Boris) und 5 (Maya).
Samstag. Karsamstag. Karstsamstag. Etappe 2 ist ein Mitteldistanzrennen, das wir am Südostrand der slowenischen Karst-Landschaft zu absolvieren haben. Um es mit einem Wortspiel zu sagen: nur einen Steinwurf von der kroatischen Grenze entfernt. „Karst“ bedeutet steiniger und unfruchtbarer Boden, Laufen im Karst bedeutet Kampf um jeden Meter im technisch äußerst anspruchsvollen Gelände. Das Terrain hat doch recht wenig mit der schweren Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zu tun, kann aber durchaus mit dem gleichen Titel beschrieben werden: Die große Depression. Die Karte „Hrusica“ bildet Dutzende, nein hunderte Gelände-Depressionen ab. Die unzähligen, meist runden Dolinen liegen in einem weitgehend unberührten Waldgebiet, haben einen Durchmesser zwischen 5 und 50 Meter und sind zwischen 3 und 30 Meter tief. Oft steinig und felsig. Selten von hindernisfreiem Waldboden bedeckt. Und bei 12 Grad und Dauerregen, so wie heute, macht es doch gleich noch viel mehr Spaß. Da stellen sich vor allem zwei Fragen: 1. Wer findet den Weg (in Ermangelung solcher) ?. 2. Wer findet den Weg (durch das und aus dem Dolinen-Labyrinth) ? Die einen (Babsi als 2., Nico als 3., sowie Maya und Ylvi als jeweils 6.) mehr, der andere (Boris als 13.) weniger. 68 Minuten sind dann doch zu viel für eine klassische Mitteldistanz, auch für eine so karstige. Es kann nur besser werden, so wie das Wetter.
Und es wird besser. Also das Wetter. Eine Stunde vor dem Start zur dritten Etappe haben sich die dichten Früh-Nebelfelder aufgelöst, der Blick in den tiefblauen, wolkenlosen Himmel ist ungetrübt. Und nach vorne gerichtet. Wer noch (immer) nicht Mitglied im „Klub der Dolinen-Freunde e.V.“ ist und immer noch überzeugt werden muss, für den gibt es am Ostersonntag eine weitere Werbe-Veranstaltung. Die Karte „Podgrad“ ist eine Erweiterung der Karte „Hrusica“, bringt uns noch tiefer und weiter hinein in das bereits am Samstag belaufene, von einigen „bestoplerte“ Gelände. Heute gilt es, einen Langdistanz-Bewerb zu absolvieren und zu überstehen. Babsi, Ylvi und Nico laufen gute Rennen (vor allem gegen sehr starke eidgenössische Konkurrenz), Maya ist nicht ganz zufrieden und ich nicht ganz in der Wertung. Weil es mir trotz fast halbstündiger Bemühungen nicht gelingt, das Geheimnis rund um Postenstandort #2 zu lüften. Fehlleistung. Fehlstempel. Tecnisches K.O(stern).
Die 4. Etappe am Ostermontag hat einen ganz anderen Charakter. Von einem steinigen Plateau blicken wir hinunter auf Ajdovscina und warten auf den Start. Über den sonnenbeschienenen Dächern der Stadt liegt diese kleine, halboffene, von Dickichten durchsetzte Hochfläche, die an ihren Rändern steil und felsig abfällt. Die vielen, teilweise verfallenen Steinkreise zeugen nicht von frühen Kulturen, sondern sind die Überreste ehemaliger militärischer Übungs-Stellungen. Ebenso im Angebot: Steinmauern, Felsen, Kuppen, Löcher, kleine Gräben und Pfade. Die Belaufbarkeit ist gut, das Navigieren schwierig und die Bahnen sind anspruchsvoll. Unsere Leistungen sind, dem April gemäß, wechselhaft: Maya ärgert sich über (zu) große Fehler und wird in der Gesamtwertung immerhin Fünfte. Ylvi, die nach drei guten Rennen auf Podestkurs liegt, verpatzt den Abschlusstag und stempelt fehl. Mir gelingt ein solides Mitteldistanz-Rennen, Babsi verteidigt ihren tollen 2. Platz und Nico holt sich mit dem klaren Etappensieg noch Platz 1 in der Gesamtwertung. Ist ja irgendwie auch gar kein Wunder, bei dem Namen. Die Ka(r)stners haben voll überzeugt. Und ich, ich habe den Namen nur angenommen, bin offensichtlich doch mehr ein Jirka.
(Boris)