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RedBull400: eine Naturfreunde-Klettertour in Bischofshofen

Ende August, genauer geschrieben am 26.08.2017 hat auf der Paul-Ausserleitner-Skisprungschanze zum 7. Mal der mittlerweile berüchtigte RedBull400-Lauf stattgefunden. Dort, wo alljährlich die legendäre Vierschanzen-Tournee entschieden wird, kämpften bei hochsommerlicher Hitze mehr als 1500 Läuferinnen und Läufer nicht um Meter und Haltungsnoten, sondern um Sekunden und ums sportliche Überleben. Heuer nutzen mit den Wiener Naturfreunden Dominik Jandl und Nico Kastner sowie Niklas Brantner und Emanuel Braun (beide HSV Wr. Neustadt) auch vier mutig-neugierige ÖFOL-Talente die Gelegenheit, um die Grenzen ihrer Leistungs- und Leidensfähigkeit neu zu definieren.    

Anfahrt, Absprung, Landung. Beschleunigung von 0 auf 100 Kilometer/Stunde in 4-5 Sekunden, dann eine atemberaubende Luftfahrt von bis zu 140m, und schließlich das Kunststück der Telemark-Landung. Schispringen ist grundsätzlich etwas für einen erlesenen Kreis von „Wahnsinnigen“. Und erst der „Schlierenzauer-Reverse-Modus“. Also alles verkehrt. Im Sommer, von unten nach oben, zu Fuß, laufend, 400m. „Die härtesten 400m deines Lebens“ wie der Veranstalter verspricht. Und er hat Recht. Und dieses Rennen ist nicht auf einen elitären Kreis an Sportlern beschränkt, es steht allen „Verrückten“ offen. RedBull 400: Vertikal, und möglicherweise nicht ganz normal.

Der Start erfolgt im Auslauf, mit hohem Lauftempo geht es hinein in den riesigen Aufsprunghügel, der von Meter zu Meter steiler wird. Wer nicht mehr laufen kann, geht oder krabbelt. Oben auf dem Vorbau angekommen wird es kurz flacher, dann führt eine Rampe hinauf auf den mächtigen Schanzentisch. Auch der lange Anlauf muss bezwungen werden, noch sind über 100m zu absolvieren. Ganz oben, 400m nach und 140 Höhemeter über dem Start wartet noch eine kurze Steilstufe über die Ziellinie.

Bei den Männern geht es in Elf Vorläufen mit je 70-80 Athleten um die Final-Qualifikation. Alle 4 OLer mischen in ihren Vorläufen ganz vorne mit, belegen Plätze in den Top 6. Niklas, Emanuel, Dominik und Nico qualifizieren sich für das Finale. Dürfen/Müssen/Können das Ganze nach einer Pause noch einmal erleben.

Noch einmal der Kampf gegen 70 Gegner, gegen den inneren Schweinehund, gegen die Schmerzen, gegen die Atemnot. Noch einmal das Erlebnis der „Revolution der Beine“, die nicht mehr gehorchen wollen, die die einfachsten Befehle aus dem Gehirn verweigern und für Anarchie in den Nervenbahnen sorgen. Noch einmal das Gefühl der absoluten Erschöpfung, wenn man im Ziel von Helfern zur Seite geschleppt wird und minutenlang benommen kraft- und willenslos herumliegt. Noch einmal das Erlebnis der Grenzverschiebung am und im eigenen Körper verspüren. Klingt verrückt. Ist es auch. Zitat Nico: „Das ist einfach nur zaach“.

Und auch im Finale präsentiert sich der OL-Nachwuchs stark. Emanuel Braun läuft in 4:02 Minuten auf den hervorragenden 14. Platz. Niklas Brantner wird in 4:12 Minuten starker 21., in seinem Windschatten erreicht Dominik Jandl zeitgleich Platz 22. und Nico Kastner kämpft sich in 4:36 Minuten auf Platz 40. Im Feld der rund 800 Männer. Bravo.

RedBull400. Ein extremes Erlebnis. 400m im Stadion sind dagegen wie ein flotter Spaziergang. 400m Hürden wie ein Laufausflug und der O-400 wie ein Fahrtspiel. Red Bull400 ist anders. Ganz anders. Oder wie Emanuel und Dominik bestätigen: „Es war unglaublich hart“. Es war der Wahnsinn“. Und aus dem „nie wieder“ gleich nach dem Renntag wurde mit ein paar Tagen Abstand ein „Nächstes Jahr ist die RedBull400-Weltmeisterschaft in Bischofshofen“. Große Worte, gelassen von Niklas ausgesprochen. Verrückt.   

 

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