Über das Reifen der Trauben und das Stauben der Reifen
09. Oktober 2018
Da muss man schon nach Ungarn fahren, um den Wien am nächsten gelegenen Veranstaltungsort des Austria Cups 2018 im Mountainbike-Orienteering zu erreichen. Es sind nur 75 Kilometer von Wien nach Sopron, in einer Stunde ist man vor Ort. Am 6. und 7. Oktober strampelten sich sieben mountainbikende Naturfreunde bei einer Mittel- und einer Langdistanz ab. Manche erfolgreich. Wie immer. Andere nicht so. Manchen sitzt das Glücksengerl auf der Schulter, anderen der Defektteufel im Nacken. Im Osten nichts neues also.
Sopron hat einiges zu bieten. In jedem Fall mehr als Zahnkliniken, Wellness-Tempel und Schönheitschirurgen. Die historische Altstadt mit dem Feuerturm zum Beispiel, dazu Heil- und Thermalbäder sowie ein Erlebnisbergwerk oder den Botanischen Garten. Und gefeiert wird auch viel in der 60.000-Einwohner-Stadt an der ungarisch-österreichischen Grenze: Neben den Klassikern im Advent und zu Silvester gibt es das Liszt-Festival im Frühling oder das VOLT-Festival Ende Juni/Anfang Juli (das ist Ungarns laute Antwort auf das Nova Rock-Wochenende) sowie das Weinlese-Fest im September.
Und dazu der Mountainbike-Austria Cup, das Fest im (oder besser rund um den) Weingarten. Die besten Lagen der Weinregion Sopron befinden sich an den Hängen des Neusiedler Sees. Das Klima ist submediterran und warme Luft, die sich tagsüber über dem See staut und in der Nacht über die Weingärten zieht, begünstigt das Reifen der Trauben. Das Stauben der Reifen wird genau hier durch das trockene Wetter der letzten Wochen begünstigt.
Die sanfte Balfer Hügelkette trennt den Südösten Soprons vom Neusiedler See ab. Die Hügel tragen eine Haube aus dichtem Laubwald mit einem ebensolchen Wegenetz. Unsere beiden Mountainbike-Rennen führten immer wieder auch aus dem Wald heraus und kreuz und quer durch die Weingärten. Wer seinen Horizont über Lenker und Kartenrand hinaus erweiterte, konnte seine Panoramablicke im breiten Schilfgürtel und der großen Wasserfläche des Neusiedeler Sees ertränken, im Maßstab 1:1. Aber wer hat dafür während des Kampfes um Sekunden und Minuten, beschäftigt mit Routenwahlentscheidungen, schon Zeit ?. Sicher der, der durch ein abgerissenes Schaltwerk bei Posten #3 sein Rad zurück ins Wettkampfzentrum schieben muss.
Blaufränkisch, Zweigelt, Chardonnay, Traminer. Rot und weiß, alles da. Die Beerenauslese ist jedes Jahr erfolgreich bunt. Die Naturfreunde Wien-Weinkönigin ist Babsi [W40], die Samstag und Sonntag die schnellste ihrer Klasse war. Christine [W40] erreichte die Plätze 5 und 4. Oli [H-14] radelte bei seinem MTBO-Debut am Samstag gleich zum Sieg, am Tag des (jungen) Herren wurde er Dritter. Anton [H15-17] fuhr am Samstag auf Platz 3, am Sonntag mit lockerem Hinterrad. Boris [H40-] brachte am Samstag sein Bike in die Werkstatt (von Thomas Hnilica), am Sonntag rollte er auf Platz Fünf. Michael [H50-] landete zweimal im Mittelfeld und Nikolaus [H21 kurz] beendete am Sonntag sein allererstes MTBO-Rennen auf Platz 6.
Darauf sollte angestoßen werden, vielleicht mit einem Achterl Cabernet sauvignon aus der Region ? Oder darf es ein Gläschen Soproner Grüner Veltliner sein ? Zumindest aber könnten wir uns mit alkoholfreiem Traubensaft zuprosten. Es spricht nichts dagegen. Auch nicht die kurze Heimreise nach Wien, da zahlt sich eine Lulu-Pause gar nicht aus.
Ergebnisse Samstag (Mitteldistanz)
Ergebnisse Sonntag (Langdistanz)