Berichte

Flotter Saisonabschluss hinter der chinesischen Mauer

09. November 2018

China statt Steiermark! Anstatt des rot-weiß-roten Saisonabschluss mit der österreichischen Nachtmeisterschaft und dem letzten Austria in Kainbach bei Graz zu bestreiten, folgte unsere Eliteläuferin Anja Arbter heuer der Einladung zur Park World Tour nach China. Was vor mehr als 20 Jahren als Pilotprojekt begann, findet jährlich zwischen Oktober und Dezember statt und ist zu einem fixen Bestandteil des Kalenders vieler Eliteläufer geworden. Anja berichtet aus China….

Ziel der Park World Tour (PWT) war es von Anfang an, die OL-Wettkämpfe aus dem Wald in die Städte und vor Medien und Publikum zu bringen. Damit war diese Wettkampfserie sozusagen der Ursprung des Sprint Orientierungslaufes. Wunsch des PWT Teams unter Jaroslav Kacmarcik ist es immer noch die weltbesten Orientierungsläufer aus möglichst vielen Ländern nach China einzuladen (Kosten vor Ort werden von einem chinesischen Sponsor übernommen). So kämpften heuer in der Hauptstadt Peking über 40 Athleten aus 20 Nationen bei fünf Wettkämpfen, vier Sprints und eine Mitteldistanz (davon je 1 ein WRE), um die Siegeslorbeeren samt Preisgeld.  

Die Wettkämpfe hätten unterschiedlicher nicht sein können, sie fanden in Parks und parkähnlichen Wäldern in und in naher Umgebung der Millionenmetropole Peking statt und boten verschiedene Herausforderungen:

Ein Sprint im technisch einfachen Enterprise Town Culture Park mit vielen Richtungswechsel und paar wenigen Routenwahlen. Die einzige Mitteldistanz (auch WRE) im privaten Wald eines Weingutbesitzers, ein steil bewaldeter Park mit vielen Wegen und teils undurchquerbaren Dickichten. Ein technisch fordernder Sprint im Beijing Garden Expo Park, quer durch zahlreiche Tempelanlagen, traditionelle chinesische Bauten, Statuen und Blumenbeete. Ein WRE Wald-Sprint im hügeligen Olympic Forest Park Nahe der Sportstätten der Sommerspiele aus dem Jahr 2008. Und ein abschließender Sprint in einem schwedisch inspirierten Holzhüttendorf mit „Mikrosprint“ im Maßstab 1:1500 und künstlichen Absperrungen. Mit einigen Europa- und Weltmeistern auf der Startliste, war das Niveau dementsprechend hoch. Zwei Mal kam ich unter die ersten Zehn und somit (für OLer ungewohnt) in die Preisgeldränge.

Aber nicht nur die Wettkämpfe waren besonders, sondern vor allem das „Rundherum“: So starteten beim ersten Wettkampf etwa 800 Schüler im Alter von 12 bis 15 Jahren bei den Beijing School Championships. Der letzte Wettkampf wurde im CCTV5 live übertragen. Auch beim Sideevent, einem Massenstart-OL rund um einen See, gab es eine eigene Eröffnungszeremonie und Preisgeld. Bei mehr als der Hälfte der Posten saß mindestens ein Fotograf und nach jedem Tag gab es ein Video.

Zwischen den Wettkämpfen blieb genug Zeit die 22-Millionen Hauptstadt und ihre Sehenswürdigkeiten wie Verbotene Stadt, dem Tiananmen Platz sowie die Mao Gedenkstätte zu erkunden. Auch das olympische Dorf von 2008 inklusive „Vogelnest“ (Leichtathletikstadion) durfte nicht fehlen. Dafür waren wir entweder mit der U-Bahn oder dem Fahrrad unterwegs. Am Anfang der Woche war der Smog stark spürbar, die Sonne bekamen wir erst nach 3 Tagen zu sehen. Ein Tagesausflug wurde dann bei blauem Himmel zur Chinesischen Mauer gemacht und bei einem 5km Laufen waren schnell 400 Höhenmeter gesammelt!

Die ereignisreichen Tage gingen immer mit einem gemeinschaftlichen Abendessen zu Ende. Dabei kosteten wir uns – mit Stäbchen natürlich – durch traditionelle chinesische Küche. Auch das Frühstücksbuffet bot eigentlich nur warme Gerichte, welche denen in chinesischen Restaurants in Österreich ähnelten.

In Summe war es ein tolles multikulturelles Erlebnis mit vielen neuen Eindrücken. Und vielleicht geht es ja schon in einem Jahr zum Weltcup-Finale wieder in das Land der Mitte…   [Ein Bericht von Anja Arbter]

Fotos

Resultate, Karten, Videos 

Video – 2. Etappe

Video – 4. Etappe (Waldsprint)