TioMila 2019 – Die lange Nacht der Bewegung ist ein ewiger Klassiker
01. Mai 2019
Der Wasalauf in Schweden, das Duell Oxford gegen Cambridge in England oder das Rennen Paris – Roubaix in Frankreich sind für Langläufer, Ruderer bzw. Radfahrer legendäre Klassiker, sind „Monumente ihres Sports“. So wie auch das Tennis-Turnier in Wimbledon, die 24 Stunden von Le Mans oder die Hahnenkammabfahrt in Kitzbühel. Einer der ganz großen Orientierungslauf-Klassiker ist die TioMila in Schweden, das größte Staffelrennen in unserem Sport. Bei der 74. Ausgabe am 27. und 28. April 2019 konnten auch Anika, Jannis & Nico sowie Anja die Faszination einer langen Nacht genießen.
Der Titel TioMila (oder 10Mila) ist schwedisch für „Zehn schwedische Meilen“ (ca. 100km) und bezieht sich auf die Distanz, die von jeder (Männer)Staffel, die aus 10 Läufern besteht, zurückgelegt werden muss. Seit 1945 gibt es dieses OL-Spektakel jedes Jahr (abgesagt wurde nur 1962 wegen einer Gelbsuchtepidemie), seit 1977 mischen auch die Frauen mit. Heuer sorgten in den drei Bewerben (Männer, Frauen, Jugend) 956 (!!) Staffeln für Betrieb in den Wäldern rund um Glimakra in Skåne, der südlichsten schwedischen Provinz. Um 20 Uhr 30 wurden die Männer-Startläufer in die Dunkelheit entlassen. Da mussten Jannis & Nico noch auf ihren Einsatz warten, Anika war hingegen schon fertig und all das wurde von Anja genau beobachtet:
Anika analysiert: „Ich durfte für Linköpings OK die 4. Strecke in der Damen 10Mila laufen. Da Carina Polzer nach einem guten Lauf auf der langen 3. Strecke in einem großen Packerl zurück kam, konnte ich mit vielen Läuferinnen starten. So konnte ich gut die anderen ausnützen um die Posten schneller im Grünen zu finden, aber konzentrierte mich trotzdem auf meinen eigenen Lauf. Die 4km Strecke ging hauptsächlich durch grünes und steinigen Gelände, wo ich mich aber gut durchkämpfen konnte. So gelang mir technisch ein perfekter Lauf und ich konnte auch einige Gegnerinnen überholen. Auf der letzten Strecke führte uns dann die schwedische Nationalteam Läuferin Alva Olsson auf Platz 30.“
Anja applaudiert: „Ich habe die 10mila dieses Mal unfreiwillig von der Zuschauerseite verfolgt. Der Einriss im medialen Seitenband des Knies lies einen Start leider nicht zu. Der Flug war aber schon gebucht, deswegen entschied ich mich trotzdem mit meinem neuen skandinavischen Verein Tampereen Pyrintö (Tampere ist seit Jänner mein Wohnort) nach Südschweden zu reisen. So hatte ich nicht nur Einblick in die unmittelbaren Besprechungen des Damen- und Herrenteams, sondern war auch vor meiner Verletzung bei den Vorbereitungen und Trainings dabei. Das aus 5 Damen (Lotta Karhola, Anni-Maija Fincke, Simona Aebersold, Saila Kinni, Venla Harju) bestehende Team – davon 4 EM bzw WM Medaillen-/Diplomgewinnerinnen, holten sich bei der am Nachmittag stattfindenden Staffel souverän den Sieg! Das Gelände war nicht gerade ein schwedischer Leckerbissen, aber trotzdem nicht zu unterschätzen. Sie meinten, es hätte sich so einfach angefühlt, keine machte große Fehler, die Laufstärkste schuf auf der längsten ungegabelten Strecke einen Vorsprung, welcher von den beiden Jungmüttern ausgebaut und sicher ins Ziel gebracht wurde. Es war übrigens der 2. Sieg nach 2011, wo schon 3 der diesjährigen Läuferinnen dabei war. Ich hoffe, bald wieder OL machen zu können – Zuschauen macht nicht so viel Spaß – um bei der Jukola im fast Heimwald von Tampereen Pyrintö an den Start gehen zu können.“
Nico nacherzählt: „Meine erste 10Mila. Gespannt was mich erwarten würde, aber top motiviert reiste ich ins südschwedische Glimakra. Einzige Anweisung des Bundesheertrainers Martin Binder: saug einfach das ganze auf, genieß‘ es – Jawohl, aufsaugen! Befehl ist Befehl. In diesem Fall ein besonders leicht zu befolgender Befehl, denn aufzusaugen gab es einiges. Vor allem Wasser. Wasser von oben, in Form von der ganzen Nacht andauernden Schauern. Wasser von unten, in Form von tiefen Sümpfen, welche vor allem gegen Ende der Bahn unvermeidlich waren. Wasser von der Seite, in Form von einigen Getränkeposten, welche trotz perfekten OL-Wetters auf meiner 12km langen Strecke absolut nötig waren. Und ich braver Rekrut – falsch- Gefreiter habe all das aufgesaugt. Mehr oder weniger freiwillig. Doch neben Wasser in jeder Form gab es einiges mehr aufzusaugen. Zum Beispiel den spektakulären Start der über 300 Teams. Oder die immense Arena mit riesiger Leinwand uns allem was dazugehört. Kurz gesagt eine super Stimmung, ein unglaubliches Feeling. Ein Erlebnis, das von einem sehr zufriedenstellenden Lauf gekrönt wurde. Aber alles von vorne: Nachdem ich um 20:30Uhr das Startspektakel live miterleben durfte, ging es schnellstmöglich zurück ins Vereinsquartier von OK Pan Kristianstad, meinem schwedischen Verein, für den ich die 8 Strecke im 2. Team absolvieren sollte. Das Quartier befand sich einen Ort weiter in Högsma. Dort verfolgte ich noch die sensationellen Läufe unserer beiden Startläufer Matthias Gröll für OK Pan 1 und Franz Glaner für Team 2 über die Live-Übertragung, ehe ich mich niederlegte. Gegen 3 Uhr riss mich mein Wecker aus dem bis dahin nicht wirklich vorhandenen Schlaf. Nach einem kleinen Frühstück ließ ich mich von Fahrer Per in die Arena shuttlen. Geplante Übergabe für das schnellste Team war um 4:24, ich durfte mit knapp 2 Stunden Verspätung in meine Strecke gehen, welche eigentlich als Dämmerungs- / Tagstrecke ausgeschrieben war. Das war sie aber aufgrund des schlechten Wetters um 6:24 immer noch nicht, weshalb ich mit Lampe ausgestattet ins Rennen ging. Fokussiert arbeitete ich die über 30 Posten der Strecke ab. Entgegen meiner Vorstellung dieser Staffel war ich großteils komplett alleine unterwegs. Trotzdem gelang es mir 10 Plätze gutzumachen ehe ich den vorletzten Läufer meines Teams auf seine Strecke schickte. Schlussendlich landete OK Pan Kristianstad 2 auf dem zufriedenstellenden 69. Rang.“