„Hilfe, holt mich hier raus !“ – viele Enttäuschungen bei der EYOC 2019
01. Juli 2019
„Hilfe, holt mich hier raus. Raus aus dem Dschungelcamp im weißrussischen Wald, raus aus dem Stadt-Dschungel von Grodno !“. So oder so ähnlich könnte das Resümee der EYOC 2019, der Jugend-Europameisterschaft 2019 lauten. Fünf junge Läuferinnen und Läufer des Naturfreunde Wien – Orienteering Teams waren Teil des österreichischen Teams bei diesem Saisonhöhepunkt von 28. bis 30. Juni 2019. Sie alle waren mit entsprechenden Zielsetzungen, Wünschen und Träumen nach Weißrussland gekommen, und mit großer Vorfreude. Aber dann wurden nur wenige Zielsetzungen, Wünsche und Träume realisiert. Für die ÖFOL-Abordnung brachte die EYOC 2019 viele Enttäuschungen.
Weißrussland. Nur eine Bezeichnung. Nur ein Wort auf geduldigem Papier. Am 28. Juni wurde die Jugend-EM mit dem Langdistanz-Bewerb eröffnet. Nördlich von Grodno, und eigentlich irgendwo in Grünrußland. Der Wettkampf-Dschungel war überwiegend sehr grün, dadurch schlecht belaufbar. Dazu kam die stark eingeschränkte Sicht, was vielen auf den sehr anspruchsvollen Bahnen zum Verhängnis wurde. Aber nicht nur die Österreicherinnen und Österreicher, auch jede Menge Spitzenläuferinnen und Spitzenläufer aus vielen anderen Nationen kamen nicht gut zurecht. Charakteristisch für das Gelände waren viele verzweigte, nicht zu tiefe Gräben, die nicht leicht zu erkennen waren. Die schlechte Sicht war ein ausschlaggebendes Kriterium, weil dadurch leicht die richtige Richtung verloren werden konnte. Der Schlussteil hingegen war schnell zu durchlaufen und etwas einfacher zum Orientieren. Im Großen und Ganzen war diese Langdistanz einer EYOC eindeutig würdig und etwas für gute und sichere Orientierungsläuferinnen und -läufer, die im Grünen gut die Richtung halten und in schwierigen Passagen Tempo rausnehmen konnten. Die schwierigen Verhältnisse führten bei den Österreicherinnen und Österreichern zu vielen Problemen. Für die besten Ergebnisse sorgten Erik als starker 17. und Jakob auf Platz 29 bei den älteren Burschen [H-18]. Die beiden konnten große Fehler vermeiden, und auch die läuferische Leistung passte. Bei den älteren Mädchen [D-18] verlor Maya zu Posten 1 und zu Posten 3 jeweils 10 Minuten, in weiterer Folge konnte sie sich auch mit einem guten Lauf nicht mehr in die Top 50 vorarbeiten. Zu groß war der Rückstand gleich nach wenigen Minuten. Bei den jüngeren Burschen [H-16] hatten die EYOC-Debutanten Anton und Oli ebenso große Probleme und keine Chance auf ein Ergebnis in der ersten Hälfte des Feldes.
Am 29. Juni folgten die Staffel-Entscheidungen. Auch der Samstag ließ im rot-weiß-roten Lager keine allzu ausgelassene Freude aufkommen. Zufrieden sein durften nur unser Trio bei den älteren Burschen [H-18]. Das ÖFOL-Team mit Erik und Jakob (und Lukas Novak vom Leibnitzer AC) lief im Feld von 29 Nationen auf Platz 8, drei Minuten hinter den Top Sechs. Bei den älteren Mädchen [D-18] musste Maya tatenlos zusehen, da Österreich nur 2 Läuferinnen vor Ort hatte. Bei den jüngeren Burschen [H-16] wurde Anton als Startläufer mit Konkurrenten aus 25 Nationen ins Rennen geschickt. Anton kam auch in diesem Rennen nicht gut zurecht, am Ende gab es für die Rot-weiß-rote Staffel nur Platz 21.
Der Schlusstag dieser Jugend-Europameisterschaft stand dann im Zeichen der Sprint-Entscheidungen. Kreuz und quer ging es durch die Altstadt der fünftgrößten weißrussischen Stadt Grodno. Der 30. Juni zeigte deutlich, wie hoch das Niveau an der europäischen Jugend-Spitze ist. Läuferisch und (routenwahl)technisch. Erik [H-18] hatte im Ziel nur 1:17min. Rückstand auf den Sieger, mehr als Platz 47 schaute aber nicht heraus. Jakob benötigte acht Sekunden mehr und belegte den 55. Platz. Maya [D-18] lief 2:26min. hinter der Europameisterin auf Rang 43. Auch bei den jüngeren Burschen [H-16] war der Kampf um jede Sekunde brutal. Anton musste sich, mit nur 1:35min. Rückstand mit Platz 59 zufrieden geben, Oli trug sich als 74. in die Ergebnisliste ein. Vielleicht wären die Ergebnisse auch besser gewesen, hätte es am Vortag nicht verunreinigtes Essen in der Zielarena gegeben, das von vielen jungen Mägen nicht sehr gut und vor allem nicht dauerhaft aufgenommen wurde. So konnten die eigenen hohen Erwartungen weitestgehend nicht erfüllt werden.
Österreichs Jugend-Team hat schon mehr gelacht. Hatte schon weniger mühsamer (an)Reisen (mit dem Bus von Warschau nach Grodno). Hatte schon weniger mühsame Grenzübertritte. War schon bei besser organisierten Jugend-Europameisterschaften. Mit Veranstaltern, die englisch sprechen können. Mit funktionierendem Transport-Service. Mit besserem und (vor allem mehr) Essen. Mit besseren Ergebnissen. Viel besseren Ergebnissen. Österreich schaffte es diesmal in der Nationenwertung nicht in den Top 20. „Hilfe, holt mich hier raus !“.