Unsere Sportsoldaten im Auslandseinsatz – Jannis & Nico treten in China an
25. Oktober 2019
„Das ist alles ziemlich, ziemlich, ziemlich cool“. Die erste Reaktion von Nico nach dem Beziehen des Zimmers im Athletendorf lässt die Dimension der 7. CISM Military World Games von 16. bis 27. Oktober 2019 in Wuhan in China erahnen. Mehr als 9.000 MilitärsportlerInnen aus 109 Nationen kämpfen in 31 Sportarten um Gold, Silber und Bronze.
Die Abordnung des österreichischen Bundesheeres umfasst 39 Aktive, darunter der Gefreite Bonek und der Gefreite Kastner. Jannis und Nico sind Teil der rot-weiß-roten OL-Mannschaft und auch von etwas richtig großem. Der Tagesbefehl lautet: Staunen, Genießen und Erfahrungen sammeln.
Der Flug von Wien nach Peking dauert 10 Stunden oder 4 Filme aus dem Board-Unterhaltungsprogramm. Nach einem mehrstündigen Flughafen-Aufenthalt in Chinas Hauptstadt, bei dem erste Jet-Lag-Attacken mit Schlafeinheiten abgewehrt werden, sind es noch 3 Flugstunden nach Süden bis in eine andere Welt.
„Groß“ wird in China anders definiert. So hat die „Unterprovinzstadt“ Wuhan 11 Millionen Einwohner und nicht den Ruf, außerhalb Chinas ein Begriff zu sein. Subtropisches Klima bestimmt das Leben am Zusammenfluß des Janktsekiang und des Han. Im Sommer ist Wuhan eine der heißesten und feuchtesten Städte Chinas, im Herbst 2019 eine der sportlich „herausgeputztesten“. Die Wettkampfstätten sind top, die tausenden freiwilligen Helfer hochmotiviert und das weitläufige U-Bahn-Netz der Stadt wurde sogar bis ins Athletendorf erweitert.
Die Eröffnungsfeier am 18. Oktober hat olympische Ausmaße. Ist laut, pompös und lang. China will sich als perfekter Veranstalter und als militärische Super-Macht präsentieren. Vor den Augen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping marschieren Jannis & Nico mit dem österreichischen Team ins große Stadion ein.
Am nächsten Tag folgen die ersten Medaillen-Entscheidungen. Im Aeronautischen Fünfkampf, im Schwimmen, im Fechten und im Radfahren. Fuß- und Volleyballer haben ihre Vorrundenspiele. Andere sind noch nicht an der Reihe. Andere wie Fallschirmspringer, militärische Fünfkämpfer, Leichtathleten, Golfer und Tennisspieler zum Beispiel.
Für Lebensretter und Orientierungsläufer geht es am 20. Oktober um die ersten Medaillen. An diesem Sonntag müssen von Jannis, Nico & Co. viele Höhenmeter bewältigt und fordernde Routenwahlen gelöst werden. Das waren die Hauptkriterien, um am Ende des Mitteldistanz-Wettkampfes weit vorne zu landen. Offizielle Ergebnisse gibt es erst zwei Tage nach dem Rennen. Grund dafür ist ein wegen des unfairen Verhaltens der chinesischen Mannschaft eingebrachter Protest. China will bei den Heimspielen auch dem Orientierungslaufsport seinen Stempel aufdrücken und überrascht alle Beteiligten mit – wie sich herausstellt – erschummelten Fabelzeiten seiner TeilnehmerInnen. Der Protest einiger Nationen, darunter auch Österreich, wird schließlich in den allerhöchsten CISM-Etagen behandelt. Alle Chinesen und Chinesinnen werden disqualifiziert und von allen OL-Entscheidungen ausgeschlossen.
Das österreichische Team ist mit den erbrachten Leistungen vor allem unmittelbar nach der Zielankunft nicht ganz zufrieden. Auf viele gute Teilabschnitte folgen jedoch auch Phasen die nicht den Vorstellungen entsprechen. Jannis wird 33., Nico läuft auf den 50. Platz.
Einen Tag später erfolgt am Montag der Wettkampf über die Langdistanz. Es war ein Kampf, kein Genuss. Jannis kämpft sich tapfer, geplagt von Magenproblemen unter sichtlich großen Schmerzen über eine, ohnehin sowohl physisch (über 700 Höhenmeter) als auch technisch sehr fordernde Bahn und kommt als 114. ins Ziel.
Bei Nico schleichen sich neben vielen guten bis sehr guten Postenabschnitten leider auch einige größere Schnitzer ein, das ergibt am Ende Rang 44.
Abgeschlossen werden die OL-Wettkämpfe mit der Staffel-Entscheidung. Auch in diesem Rennen sind nahezu alle Österreicher mit ihrer Leistung nicht ganz zufrieden. Das Trio Österreich 2 mit Nico und Jannis erreicht unmittelbar hinter Österreich 1 auf Platz 13 das Ziel.
In der Teamwertung belegt Österreich Rang 4, auf die Bronzemedaille fehlen nach einer Laufzeit von 9 Stunden und 17 Minuten nur 136 Sekunden. (Noch) Kein Happy End in China.
Am 24. Oktober endet für die beiden Gefreiten das Erlebnis „Militärweltspiele“ in Wuhan. Das österreichische Team wird weitere 2 Flugstunden in den Süden „verlegt“. Allerdings fliegen sie schienengebunden, nämlich mit dem chinesischen Hochgeschwindigkeitsexpress CRH. Mit einer Reisegeschwindigkeit von 307 Km/h werden sie nach Guangzhou „geschossen“, dort wartet auf die beiden jungen Naturfreunde das Weltcupfinale 2019. Und vielleicht ein Happy (Saison)End.