Fünf, vier, drei zwei, eins, piep! Endlich hören wir wieder das Startsignal
09. Juni 2020
Es war wie ein Familientreffen. Es war wie ein Fest. Es war wie das Ende der Fastenzeit. Es war der Beginn einer neuen Zeitrechnung. 98 Tage nach dem letzten OL-Bewerb in Österreich – dem Finale der nö. Wintertour am 29. Februar in Witzelsberg – konnten wir endlich wieder das Ticken der Startuhr hören.
Nach 98 Tagen der uns von einem Virus auferlegten Wettkampf-Enthaltsamkeit feierten viele Läuferinnen und Läufer unseres Vereins am 6. und 7. Juni 2020 den Saisonbeginn bei der NOLV-Cup-Doppelveranstaltung in Großmittel.
Die Landesstraße 159 zwischen Sollenau im Westen und Ebenfurth im Osten durchschneidet den über 20 km2 großen Truppenübungsplatz in einer nahezu kerzengeraden Linie. Sie führt durch spröde, dunkle Föhren- und Kiefernwälder, die den Blick auf das vorherrschende Gras- und Buschland verdecken. Ein Bundesheer-Zugskommandant soll einmal gesagt haben: „Im Winter Schneesturm, im Sommer Sandsturm. Willkommen in Großmittel“. In jedem Fall ist mehr als genug Platz für 2 Rennen an diesem Wochenende.
Am Samstag belaufen unter anderem mehr als 30 Naturfreundinnen und -freunde den abwechslungsreichen Teil südlich der L159. Über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stillen den ersten Wettkampf-Hunger. Fünf verschiedene Bahnen, die zwischen 2,2 km und 6,9 km lang sind, stehen zur Auswahl. Es ist für jeden etwas dabei.
Endlich können wir wieder Wettkampf-Kilometer sammeln. Endlich wieder Routen planen. Endlich wieder Posten finden und sich Erfolgserlebnisse holen. Mehr oder weniger. Endlich wieder Freunde und Konkurrenten treffen. Sich messen. Sich austauschen.
Auch der Sonntag ist heiß und trocken. Die Bahnen sind mit 2,4 km bis 8 km (Luftlinie) sogar noch länger als am Samstag und führen kreuz und quer durch das flache Panzerübungsgelände nördlich der L159. Dichter Wald und offene Steppe wechseln sich ab.
140 Mädchen und Buben, Damen und Herren sind unterwegs. Schwitzen. Durchsuchen viele der zahllosen Trichter, Löcher und Senken nach Posten. Arbeiten sich durchs dichte Grün. Versuchen im offenen Gelände auf Kurs zu bleiben. Schlucken Staub auf trockenen Panzerspuren.
Auch wenn die Gegend etwas abseits vom Schuss liegt – falls man das im Zusammenhang mit einem Truppenübungsplatz überhaupt sagen kann – war es für die rot-weiß-rote OL-Familie am 6. Und 7. Juni 2020 doch das Zentrum der eigenen sportlichen Welt. Auch wenn so manches Ergebnis, so manche Zeit vielleicht nicht den eigenen Erwartungen entsprochen hat, war es ein gutes Gefühl, endlich wieder das Ticken der Startuhr zu hören und nach einem langen, anspruchsvollen und harten Rennen erschöpft im Ziel zu stehen.
Es ist ein Gefühl, dass wir alle schon bald wieder empfinden wollen.