Berichte

BUBO-Cup auf Cres – Lauf- und andere Erlebnisse im Revier der Gänsegeier

14. Juli 2020

Der mit dem Orientierungslauf-Virus infizierte Körper wird vor allem im Sommer von Schüben der Lust gepackt. Es ist die Lust auf Urlaub unter der Sonne in Kombination mit mehrtägigen Wettkämpfen in schönen, im besten Fall unbekannten Gegenden mit herausfordernden OL-Karten.

Um diese Lust zu befriedigen, haben Marina, Selina, Anna & Tim sowie Babsi & Boris die Anfang Juli 2020 teilweise wiedergewonnene Reisefreiheit genutzt und sind mit dem Auto auf die kroatische Insel Cres in der Kvarner Bucht gereist, um am Bubo-Cup teilzunehmen.

Die Schönheit der Kargheit: Cres ist von melancholischer Schönheit. Die lange steile, nahezu undurchdringliche Küste mit naturbelassenen Kiesstränden wird von ein paar geschwungenen Buchten unterbrochen, in oder über denen verträumte Fischerdörfer nisten.

Beli-ssimo: Dort, wo Cres am schmälsten ist, zweigt von der einzigen Hauptstraße der Insel eine schmale, in Serpentinen verlaufende Straße ab und führt dorthin, wo die Zeit stillsteht. Beli ist ein kleiner Ort, der auf einem Hügel 100m über dem kristallklaren Wasser thront. Die deutlich tiefer liegende, malerische Bucht bietet einen Kiesstrand, einen kleinen Hafen, ein paar Steinhäuser und Appartements und einen Campingplatz. Hier wohnen wir, hier campen wir, hier entspannen wir.

Die Ruhe nach dem Sturm: die Nacht vor der ersten Etappe des Bubo-Cups ist stürmisch. Auf dem Campingplatz ordnet der heftige Wind Tische, Sesseln, Liegestühle, Stand-up-Paddleboards und Wäsche aller Art neu an. Irgendwann schläft er ein, so wie wir. Ein paar Stunden später stehen wir im Wettkampfzentrum, das wir über einen ruppigen und staubigen Schotterweg erreicht haben. Die idyllische Waldlichtung ist vom mediterranen Tramuntana-Wald mit seinen uralten Eichen, Hagebuchen und Kastanien umschlossen. Olivenhaine und zahllose, mühselig errichtete Steinmauern und entspannte Schafe vervollständigen das Bild auf diesem steinigen Karstplateau mit noch höher reichendem Bergrücken.

Detailreich im Reich der Steine: In den folgenden vier Tagen laufen wir hier vier physisch wie o-technisch fordernde Etappen. Die Belaufbarkeit ist so unterschiedlich wie der Untergrund. Überrascht sind wir am zweiten Tag. Nach dem ersten Blick auf die Karte vermutet Marina, man hätte ihr fälschlicherweise eine Braundruck-Karte gegeben. Aber nein. Es gibt hier, wo wir einen Wald-Sprint laufen kein Grün und kaum Schwarz auf der Karte. Kein Dickicht. Ganz wenig Steine. Dafür umso mehr im Maßstab 1:5000 braun dargestellte Formen und Objekte.

In unserem Element: Die Nachmittage genießen wir im Wasser, am Wasser (Strand) oder auf dem Wasser (Stand-up-Paddleboard). Den Abend über dem Wasser (Lokal). Das Leben im Ferienparadies ist hart. Beli ist das einzige noch bewohnte Dorf in der Tramuntana. Noch immer werden Oliven- und Wein, Feigen, Saubohnen, Zwiebeln und Lauch angebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll Beli noch von mehr als 1000 Menschen bewohnt worden sein. Im Jahr 2014 lebten nur noch 33 Einwohner im Dorf.

Ein Sommervormittagstraum: Jeden Tag erfolgt der erste Start schon um 08.30 Uhr. Alle wollen und sollen der großen Hitze ausweichen. Bevor das Thermometer 33-35 Grad anzeigt, haben wir unsere Rennen (2x Mitteldistanz, 1x Sprint und 1x Langdistanz) beendet. Mal schlechter, mal besser. Marina & Babsi gewinnen ihre Kategorien.

Paradies-Vögel: Wir haben erfolgreich unsere Kreise durch die Tramuntana gezogen. Wie im blauen Himmel über uns die berühmtesten und gefährdetsten Inselbewohner mit ihren weißen, flaumigen Halskrausen. Die majestätischen Gänsegeier nutzen ihre Flügelspannweite von bis zu 2,80m und die perfekte Thermik an den Felsklippen für ihren Gleitflug. Ohne die Tradition der wilden Schafzucht auf Cres gäbe es sie nicht, denn sie sind reine Aasfresser und ihre Nahrung verstorbene oder verunglückte Tiere. Derzeit nisten wieder rund 80 Paare in der Region, jedes hat nur ein Junges pro Jahr. Die heranwachsenden Jungtiere vagabundieren einige Jahre umher. Dann kommen sie nach Cres zurück. So wie wir sicherlich auch. Denn das Leben auf Cres ist schön. Es ist ein Leben in fast unbegrenzter Freiheit. Solange die Grenzen offen sind.

Fotos

Bubo Cup 2020 – Ergebnisse