Berichte

„Schlammpackung, bitte zweimal!“

 

Von dieser Art der Schlammpackung ist eine schon zu viel. Es gab zwei davon. Nämlich beim Austria Cup-Wochenende im Mountainbike-Orienteering am 15. und 16. April 2023 in Ungarn. Mittel- und Langdistanz in den Wäldern zwischen Veszprem und dem Balaton wurden zu einer Schlammschlacht mit ungewissem Ausgang. Auch für das wasserfeste Naturfreunde Wien-Quartett Babsi, Christine, Thomas & Zoe.

Möglicherweise ist es übertrieben zu behaupten „Ungarn ist bekannt für seine Schlammpackungen“. Aber doch irgendwie. Denn bekannt und beliebt ist der im Kur- und Thermalort Heviz am Westende des Balatons medizinische angewendete Heilschlamm.  

Deutlich größere Packungen wurden an den zwei Renntagen nahe Balatonfüred am Nordostufer des Sees verteilt. Gratis und großzügig. Hier wurden keine rheumatischen Leiden gelindert, sondern „pneumatische“ Leiden erzeugt. Problem 1: Der Starkregen der vergangenen Tage hatte viele Wege extrem aufgeweicht. Problem 2: Vor der Erstbefahrung mit dem Mountainbike war nicht klar, welche Wege noch in einem halbwegs festen und welche bereits in einem zähflüssigen Zustand waren. Trat Problem 2 ein, folgte Problem 3: Klebriger Schlamm sucht sich gerne und sofort eine Mitfahrgelegenheit, klammert sich dabei gut und konsequent an Rahmen, Schaltungen & Bremsen. Anders ausgedrückt: Die Straße klebt sich an den (Fahrrad)aktivisten und -aktivistinnen fest. Und diese mobile Schlammpackung wird immer schwerer, je länger die Pneus, also die Reifen durch den Gatsch rotierten.

Und länger konnte an diesem Wochenende ganz schön lang sein. So dauerte das Mitteldistanz-Rennen am Samstag für Thomas [M40-] fast 2 Stunden. Sein Kampfgeist wurde mit Platz 4 in der Austria Cup-Wertung belohnt. Zoe [W17-] mühte sich als einzige Fahrerin in ihrer Kategorie immerhin eineinhalb Stunden ab. Im Vergleich dazu sind die 54 gefahrenen Minuten von Babsi [W50-] ja fast eine halbe Sache, sicher aber ein ganzer Sieg. Christine [W50-] kam nach 72 Minuten als 5. der Austria Cup-Wertung ins Ziel.     

Und der Kampf gegen den Schlamm kostet Kraft, macht müde. Auch den Geist. So kann es passieren, dass aus Erfahrenen Verfahrene werden. So kann es zu Dialogen wie diesen kommen, wenn eine Gruppe verirrter Biker & Bikerinnen an einer Wegkreuzung irgendwo tief im ungarischen Wald nach Orientierung sucht: „Ich weiß nicht mehr, wo ich bin“ – „Ich auch nicht“ – „Ich glaube, wir müssen nach Norden“ – „Wo ist Norden ?“ –  „Hast du keinen Kompass ?“ – „Ich fahre nie mit Kompass“.  

Weil es sich aber bewährt hat, fahren die meisten mit Kompass und taten das auch am Sonntag. Neuerlicher Regen in der Nacht zerstörte jegliche Auftrocknungstendenzen ebenso wie Hoffnungen auf bessere Verhältnisse am Tag der Langdistanz. Babsi [W50-] bestätigte ihren Sieg vom Vortag mit einem weiteren 1. Platz, für Christine [W50-] gab es den 4. Platz. Zoe [W17] war wieder als Solo-Kämpferin zum 1. Platz unterwegs. Thomas [M40-] gab nach 90 Minuten auf.

Und wer vom Schlamm noch nicht genug hatte, konnte am Heimweg nach Österreich in Heviz am Westende des Balatons stehenbleiben, um hier eine Heilbehandlung mit Schlamm zu genießen. Entweder „Schlammpackung – 6 Regionen“ oder „Schlammpackung – ganzer Körper“. Wer für dafür keine Zeit & Muße hatte, dem bot sich die Möglichkeit, die „ganz persönliche Schlammpackung für daheim“ einzukaufen: Zum Beispiel „1kg Heilschlamm im Eimer“, für nur € 6,40.- pro Miniküberl.