Berichte

Laufen auf historischem Boden

WOC. VOC. JWOC. AC. In der OL-Community lieben wir unsere Abkürzungen. WMOC. EOC. SI. MTBO. Unsere OL-Welt ist voll davon. EYOC. SKIO. OEFOL. NFW. Manches ist klar, vieles ist rätselhaft. Oft haben wir ihn, den (Buchstaben)salat. Oder wusste jemand, was SEEOC und SEEMOC bedeutet? Sabine, Josef & Lolli können aufklären: sie waren von 24. bis 27. August 2023 dabei. Auf äußerst historischem Boden, wie Josef berichtet:

Sarajevo gilt als „Jerusalem Europas“. Muslimische, christliche und jüdische Gotteshäuser liegen in der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina unmittelbar nebeneinander. In den Gassen der Altstadt Baščaršija duftet es nach Leder, der bosnische Kaffee wird in Kupferkannen serviert, Baklava und andere Süßigkeiten leuchten verlockend farbenfroh aus den Vitrinen. Sie sind wie bunte Pflaster, die noch immer vorhandene und nur langsam heilende Wunden verdecken.

Im Bosnienkrieg wurde Sarajevo von 1992 bis 1995 belagert. Nur 10 Jahre nach den olympischen Winterspielen verloren Tausende ihr Leben. Die Narben von damals sind noch immer an den Fassaden der Gebäude sichtbar. Die Geschichte dieses Landes und dieses Krieges macht betroffen. Neunzig Jahre davor war das Attentat auf den K.u.k.-Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie der Anfang vom Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie.

Sarajevo ist eine geschichtsträchtige Stadt. Ist Nahtstelle zwischen Orient und Okzident. Ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Ist faszinierend. Und ist auch internationale OL-Bühne. Von 24.-27. August kamen rund 400 Läuferinnen und Läufer zu einem Wettkampfwochenende mit drei Namen:    SEEOC/SEEMOC/Sarajevo Open 2023. Unser NFW-Trio Sabine, Josef & Lolli war als Sarajevo Open-Teilnehmer bei den South East European Orienteering Championships [SEEOC] bzw. South East European Masters Orienteering Championship [SEEMOC] dabei. Unser NFW-Trio war zu Gast in Bosnien-Herzegowina, in Lollis 50. OL-Land.

Zum Aufwärmen gab es für alle einen Stadtsprint am Rande des historischen Zentrums von Sarajevo, dann ging es hinauf auf 1500m Seehöhe Richtung Berg Igman. Wettkampfzentrum und unser Quartier, das Hotel Monti, lagen genau dort, wo 1984 im Langlaufen und Skispringen um olympische Medaillen gekämpft wurde. Die hochsommerliche Hitze war nun aber auch hier in den Bergen zu spüren. Wir schwitzten speziell bei der Langdistanz, aber auch die beiden Mitteldistanz-Läufe kosteten viele Schweißtropfen. Das lag neben dem Wetter auch an dem recht anspruchsvollen Gelände: Ein dichter Wald, viele Senken und Dolinen, abseits der verschlungenen Wege im Wald nur langsam belaufbar. Schneller ging es über die offenen Wiesenflächen rund um das Hotel, welches mitten im Wettkampfgebiet lag. Die frei umherlaufende Pferdeherde ließ sich durch die querenden Orientierungsläufer nicht aus der Ruhe bringen.

Nach 4 abwechslungsreichen Läufen mit schön gelegten Bahnen landete Sabine [W60] einsam aber erfolgreich auf dem ersten Platz, Josef [M50] auf Platz 2, und Lolli [M55] erreichte Platz 3, verfehlte Platz 2 um nur 30 Sekunden.

Bei köstlichen kulinarischen Highlights feierten wir bereits am Vorabend der letzten Etappe nur eines: Lollis erfolgreiche Reise in sein 50. OL-Land. Für dieses Jubiläum hat er sich wahrlich historischen Boden ausgesucht. Das passt.