K.O. erst in der dritten Runde
Die European Orienteering Championships [EOC] in Italien sind am 08. Oktober 2023 mit dem besten Ergebnis für Österreich zu Ende gegangen. Verantwortlich dafür war Jannis, der sich im Knock Out-Sprint in Vicenza bis ins Semifinale kämpfte. Obwohl dann nur Zehntelsekunden auf den Aufstieg ins große Finale fehlten, schrieb Jannis mit dem großartigen 8. Platz wieder rot-weiß-rote Orientierungslauf-Geschichte.
Nur dem frühen Vogel gelingt der Sturm. Nämlich jener in die K.O.-Phase. Denn zunächst gilt es die 1. Runde zu überstehen. Die Qualifikation wird in Creazzo, einem Vorort von Vicenza gelaufen und beginnt um 08.30 Uhr. Zunächst sind mehr als 130 ausgeschlafene Damen in 3 Qualifikationsläufen an der Reihe. Die 2,3 Kilometer langen Bahnen sind abwechslungsreich und technisch anspruchsvoll. Schon diese 1. Runde ist brutal: Nur die Top12 jedes Laufes bleiben im Bewerb. Ylvi läuft stark, diesmal fehlt ihr aber das Glück, das sie in der Sprint-Qualifikation hatte. Auf dem 14. Platz verpasst sie als beste Österreicherin den Aufstieg nur um 3 Sekunden (und ist auch nur 5 Sekunden langsamer als Natalia Gemperle, die später bei der Siegerehrung dabei ist). Tina erreicht in ihrem Vorlauf den 32. Platz. Bei den mehr als 140 Frühaufstehern beginnt Jannis den Tag vielversprechend. In seinem Vorlauf sprintet er auf den 5. Platz und bleibt im Bewerb.
Die 2. Runde ist die erste im K.O.-Modus. Die 2. Runde ist das Viertelfinale der besten 36 Männer. Aus jedem der 6 Läufe mit 6 Athleten steigen die Top 3 ins Halbfinale auf. Der Kampf Mann-gegen-Mann fordert erste Opfer. Die zwei Medaillenkandidaten Kasper Harlem Fosser [NOR] und Joey Hadorn [SUI] werden bei einem heftigen Frontalzusammenstoß leicht verletzt und müssen aufgeben. Jannis ist im 3. Viertelfinallauf an der Reihe. Die Herren haben die Wahl. Es gibt eine „runners choice“: jeder kann für die Posten 1-4 eine aus drei Varianten wählen. Ab Posten 4 haben alle dieselbe Bahn. Jannis wählt die Variante „B“ und dann zu Posten 7 auch eine gute Route. Als 3. in diesem Lauf steigt er gemeinsam mit Sprint-Europameister Mathias Kyburz [SUI] und Tomas Krivda [CZE] in die 3. Runde auf.
Ab der 3. Runde wird diese Europameisterschaftsentscheidung LIVE übertragen. Die Spannung in der Arena auf der Piazza Matteotti in der Altstadt von Vicenza steigt, die Anspannung auch. Viele Top-Stars wie Megan Carter-Davies [GBR], Gustav Bergman [SWE] oder Tim Robertson [NZL] sind bereits ausgeschieden, Jannis ist noch mit dabei. In seinem Halbfinale gibt Mathias Kyburz an der Spitze den Takt vor. Jannis ist gut dabei. Dann passiert ihm bei der kurzen Route von 5 auf 6 ein kleiner Fehler, plötzlich ist die Lücke zu den Top 2 da. Jannis gibt aber nicht auf, sondern Gas und wählt dann als einziger die beste Route zum vorletzten Posten. In diesem Innenhof sieht er Kyburz und Co. wieder knapp vor sich. Auf den Stiegen zum letzten Posten überholt er Tomas Krivda [CZE] und macht als 3. Jagd auf Jonatan Gustafsson. Der Schwede rettet als Zweiter in diesem Lauf 0,4 Sekunden Vorsprung auf Österreichs Nummer 1 ins Ziel. Laufsieger wird Mathias Kyburz, der Schweizer Weltcup-Gesamtsieger ist auch nur 1,5 Sekunden schneller als Jannis. Es ist das K.O. in der dritten Runde, viel knapper geht es nicht. Im Gesamtergebnis wird Jannis mit dem großartigen 8. Platz belohnt. Noch nie war ein Österreicher in dieser Disziplin bei einem Großereignis so gut.
In der 4. Runde wir diese EM entschieden. Nach den beiden Finalläufen jubeln Tove Alexandersson [SWE], Elena Roos [SUI] und Natalia Gemperle [SUI] über Gold, Silber & Bronze. Bei den Männern sind das Mathias Kyburz [SUI], Jonatan Gustafsson [SWE] und Emil Svensk [SWE]. Beide Titel wurden erfolgreich verteidigt.
Und Jannis, dem „dieser Tag und Bewerb viel Spaß gemacht hat“ und er „natürlich sehr gerne auch im Finale um eine Medaille gekämpft hätte“, kann sich mit der Tatsache trösten, dass er sich in seinem Halbfinale nur hauchdünn dem späteren Europameister und dem späteren Vizeeuropameister geschlagen geben musste.