Berichte

Rad und Tat in Ungarn

Was tun, wenn man als Fuß-Orientierungsläuferin oder -läufer an einem Wochenende im Herbst die Beine nicht stillhalten kann, aber in der Nähe kein Wettkampf stattfindet?. Man überquert die Grenze vom Fuß- zum Mountainbike-Orienteering, die Grenze von Österreich zu Ungarn, die Grenze vom September zum Oktober und schon ist man beim MTBO-Austria Cup-Wochenende in Sopron von 30.09-01.10.2023. So wie sieben bikende Wiener Naturfreunde, die einiges erleben.  

Ein sanfter, dicht bewaldeter Höhenrücken verstellt den Einwohnern von Sopron den Blick auf das Südende des Neusiedlersees. Mittendrin im Grün liegt versteckt die Jagdhütte Rejtekado Vadashaz, eine Art ungarisches Forsthaus Falkenau. In diesem Revier dürfen wir zweimal wildern. Am Samstag gibt es Mitteldistanz-Postenjagd, am Sonntag pirschen wir uns an die richtigen Langdistanz-Routen heran. 

Der Szarhalom-Wald ist eines der bedeutendsten Waldschutzgebiete der Region. Die vielen meist schnell befahrbaren Wege werden von Hainbuchen, Eichen, Ebereschen und Waldbirnenbäumen gesäumt. Immer wieder verlassen wir den Wald und müssen uns in den Weingärten zurechtfinden. Für den herrlichen Panoramablick auf den dichten Schilfgürtel am Südende des Neusiedlersees ist keine Zeit. Gute Zeiten gibt es für Matilda und Maria [D-14], die beiden feiern einen Doppelsieg. Dazu gibt es für Christine und Babsi [D50-] die Plätze 4 und 5.  Bei den Herren halten sich Boris, Günther und Michael [H50-] aus den Top 7 heraus und sehr höflich zurück. Diese Zurückhaltung fehlt dann so manchem beim Abendessen in der historischen Altstadt von Sopron oder am More-than-all-you-can-eat-Buffet im Hotel. Schlecht war es nicht, aber schlecht kann dir werden, wenn du übertreibst.  

Es kann überhaupt so viel schiefgehen bei einem Mountainbike-Orienteering-Wochenende. Du kannst einen oder 2 „Patschen“ haben. Du kannst dir die Schaltung oder die Bremsen beschädigen. Du kannst dich unfreiwillig und unsanft mit deinem Fahrrad hinlegen. Autsch. Ist selten ein gutes Gefühl. Diese Situationen kann nur ein Umstand verhindern, nämlich wenn dir vor dem Rennen das Bike gestohlen wird. Aber das ist auch kein gutes Gefühl.   

Am Abend, vor dem Abendessen in Sopron, waren sie ja noch da, die Bikes von Babsi & Boris. Lässig an den Zaun vor der Jagdhütte gelehnt. Sonntag früh ist der „Parkplatz“ plötzlich frei, die Räder sind weg. Gestohlen im Schutz der Dunkelheit? Aus dem umzäunten Gelände entwendet in der Finsternis? Bitte nicht. Gutes Rad ist teuer. Eine erste Rasterfahndung bringt keinen Erfolg. Dann gerät die Kellertreppe in den Fokus. Da werden doch Fahrräder ans Licht gezerrt. Hinunter. Hinein. Check. Aufatmen. Wir danken in Gedanken den anonymen Helfern. Oder Helferinnen. Danke fürs Einstellen unsere Bikes in den spontan geschaffenen Fahrradkeller. Wir entlassen unsere Räder aus ihrer Sicherungsverwahrung und schleppen sie die Stiegen hinauf. Dem Langdistanz-Einsatz steht nichts mehr im Weg.  

Wieder fahren wir durch den Szarhalom-Wald, aus dem zwei Aussichtstürme herausragen. Beide sind nur zu Fuß erreichbar, oder mit dem Mountainbike. Einige der Bahnen bieten Routenwahlen an, die knapp am modernen, 15m hohen Holzturm Kecske-hegyi kilato im Norden der Karte vorbeiführen.

Maria [D-14] fehlen nach 85minütigem Kampf nur 26 Sekunden auf den Sieg, es wird der 2. Platz. Für den einzigen NFW-Tagessieg an diesem Wochenende sorgt Babsi [D50], Christine fährt auf den 4. Platz. Auch in den TopTen landet Boris [H50-] auf dem 7. Platz

Und das alles bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Ein wettkampffreies Wochenende im Herbst kann uns gestohlen bleiben.