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Sie haben ihr Ziel erreicht

Das Austria Cup-Wochenende in Kärnten am 21. und 22. Oktober 2023 sorgte mit den Sprint-Staatsmeisterschaften in Gmünd für einen abschließenden Höhepunkt am Ende der nationalen OL-Saison. Die Ansage „Sie haben ihr Ziel erreicht“, galt für unseren Verein gleich doppelt. Bei den Männern konnte Jannis seinen Titel von 2022 erfolgreich verteidigen und sich mit Gold belohnen, bei den Damen eroberte Anika wie im Vorjahr Bronze. Auch Tina und Nico liefen ins Spitzenfeld, verpassten die Medaillen aber knapp.

Am Ende geht es einfach um Navigation, um Genauigkeit, um Präzision. Nicht nur im Sprint-Orientierungslauf. Sondern überhaupt beim Erreichen von Zielen, und vor allem beim Erreichen von Zielorten. Navigations-Fehler im Vorfeld der Sprint-Staatsmeisterschaften 2023 hätten ein Antreten sicher verkompliziert. Denn beim Eintippen des Zieles ins Auto-Navi war diesmal besondere Sorgfalt gefragt. Mit der gedankenlosen Eingabe „Gmünd“ hätte die computergestützte Reiseleitung manchen User früh aus dem Rennen genommen.  Mit dieser Eingabe hätte man das Ziel möglicherweise um über 350 Kilometer und mehr als 4 Auto-Stunden verfehlt. Es ging um Genauigkeit: Um Gmünd in Kärnten, nicht um Gmünd in Niederösterreich. Auch bei der Eingabe in Frage kommender Übernachtungsziele in der Umgebung war Präzision von Bedeutung: Etwa bei der Suche nach dem Ziel „Malta“. Nämlich Malta, Kärnten, und nicht Malta, Malta.

Wer rechtzeitig vor Ort eintraf, eventuell schon am Samstag und sich vorgenommen hatte, am Sonntag fit, munter & ausgeschlafen am Start zu stehen, dem konnte geholfen werden. Die lokale Gastronomie erwies sich hierbei als äußerst entgegenkommend und unterstützte alle Gute Nacht-Pläne: Einladungen wie „Warme Küche bis 19 Uhr“ gibt es auch nur im Tourismusland Österreich. Und das ist ja auch nur ein Code. Wieder geht es um Genauigkeit. Denn die präzise entschlüsselte Botschaft lautet „Willst du nicht, dass des Wirtes und der Wirtin Stimmen voller Ärger anschwellen, dann solltet du am besten noch vor 18 Uhr bestellen“. Die meisten von uns speisten also früh, aber auch gut. Manche speisten gar nicht mehr. Sie saßen noch im Auto und lauschten den Navigations-Ansagen.    

Sonntag früh hätte man Versäumtes fast bei einem zweiten Frühstück nachholen können, denn die Sprint-Staatsmeisterschaft brachte einen Tankstellen-OL im eigentlichen Sinn des Wortes. Schnell war allerdings klar, diese Tankstelle würde an diesem Sonntag nicht mehr aufsperren, und auch an keinem anderen Tag mehr. Kein Treibstoff mehr im Angebot, kein Kaffee mehr zum Mitnehmen, kein Straßenatlas im Zeitschriftenregal. Nur OL-Karten von Gmünd im Maßstab 1:4.000 bzw. 1:3.000 in der letzten der 3 Startboxen. Ist auch Super. Und für uns sogar Normal.

Ab 10 Uhr wurde rasch die Frage beantwortet, wie man Staatsmeisterschaftsbahnen mit mehr als 3 Kilometern länge in das kleine, von Bundesstraßen eingekesselte Zentrum von Gmünd hineinbasteln kann. Indem man zunächst vom Zentrum wegläuft und die Strecke gleich sehr sportlich macht: Fußballplatz, Tennisplatz, Freibad. Hier luden die ersten Posten zum Gas geben ein. Nach einer Kehrtwendung wurden Probleme wie die Bundesstraße 99 und die glücklich gurgelnde Lieser einfach und sicher überbrückt. Nun konnte man sich dem Kennenlernen des mittelalterlichen Stadtkernes widmen. War das erledigt, stand eine Runde durch die untere Vorstadt außerhalb der fast vollständig erhaltenen Stadtbefestigung aus dem 13. Jahrhundert auf dem beschleunigten Vormittagsprogramm, ehe es trockenen Fußes zum zweiten Mal über die glasklare Malta ging. Motto „Im Fluss“ über den Fluss und dann weiter Richtung Pfarrkirche und Hauptplatz. Über das obere Stadttor führte die Bahn in den kleinen Park bei der Volksschule. Und endlich hieß es: „Sie haben ihr Ziel erreicht“.    

Bei den Männern schaffte Jannis das nach 3,7 Kilometern beziehungsweise 12 Minuten und 19 Sekunden. Mit 34 Sekunden Vorsprung sicherte er sich wie im Vorjahr den Staatsmeistertitel. Ebenfalls im Spitzenfeld landete Nico, auf dem 5. Platz fehlten im 20 Sekunden auf eine Medaille. Flo lief auf den 12. Platz. Bei den Damen sicherte sich Anika nach 12 Minuten und 44 Sekunden wie letztes Jahr die Bronzemedaille und entschied das Naturfreunde-Duell um Edelmetall knapp für sich. Für Tina wurde es der 4. Platz, nur 18 Sekunden getrennt vom Podest. Alina erreichte den 10. Platz.   

Da dieser Sprint auch das letzte Rennen des Austria Cup 2023 war, ging es an diesem sonnigen Sonntag auch für allen anderen Läuferinnen und Läufer noch einmal um wichtige Ranglistenpunkte. Für das Naturfreunde Wien-Orienteering Team sprinteten Mika [D-16 Elite], Claudia [D50-], Renate [D55-], Lauri [H-14], Wolfgang W. [H50-] und Josef [H60-] zu Tagessiegen. Für Yelyzaveta [D-14], Babsi [D45-], Sandra [D Hobby], Anton [H-20 Elite], Samuel [H40-] und Ernst [H80-] endete der Herbst-Ausflug jeweils mit dem 2. Platz. Dazu durften sich Marina [D45-], Nikolaus [H35-], Frederic [H65-] und Tim [H Hobby] über den 3. Platz freuen.  

Sie alle haben ihre Route durch die Künstlerstadt Gmünd gut berechnet und waren zur richtigen Zeit mit der richtigen Zeit am richtigen Ort. In Gmünd, Kärnten. Nicht in Gmünd, Niederösterreich. Dort wo die Malta in die Lieser (g)mündet. Und damit ihr Ziel erreicht hat.

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