Ab in den Süden.
Die Tage werden länger. Die Autofahrten zu den Wettkämpfen auch. Raus aus dem Winter-Modus, raus aus der Stadt. Rein in die Frühjahrssaison, rein ins Vergnügen. Ein diesbezüglich lohnendes Ziel ist jedes Jahr das Lipica Open in Slowenien, nahe an Triest und nahe am Mittelmeer, heuer von 09 bis 13. März 2024. Nah genug für einen vermeintlichen Ausflug in die Wärme. So summten vielleicht einige der 22 Läuferinnen und Läufer unseres Vereines bei der Anreise die Melodie von „Ab in den Süden“.
Was das alles mit dem ehemaligen Nummer 1-Titel in der österreichischen Hitparade zu tun hat ? Theoretisch einiges, praktisch heuer aber nicht viel. „Ab in den Süden“ war der Sommerhit des Jahres 2003 in Österreich. Mindestens so lange ist das Lipica Open im slowenischen Karst ein Klassiker in der internationalen OL-Szene. Also fanden sich unter Hannes, Christine, Wolfgang P., Josef Z., Renate & Axel, Marina, Frederic sowie Babsi & Boris auch viele Wiederholungstäter, die sich seit Jahren immer wieder dieser Herausforderung im außergewöhnlichen Gelände stellten.
Oft hieß es dabei Anfang März „Willkommen, willkommen, willkommen Sonnenschein“. Heuer nicht. Der Spaß begann am Samstag nahe dem Gestüt Lipica bei 4 Grad & Dauerregen. Schon in der Startbox wurde das vertraute Geräusch des Countdowns fast vom Prasseln der Tropfen übertönt. Die vielen Steine im Gelände der ersten Etappe auf der Karte Vilenica waren glitschig, auf den wenigen Wegen konnten wir uns eine rutschige Schlammschlacht liefern. Die größte Herausforderung des Tages wartete dann auf der Parkplatzwiese, die am Nachmittag gar keine Wiese mehr war. Unzählige Autos gruben sich bei dem Versuch, die Parkposition zu verlassen, immer mehr in den weichen Untergrund ein. Blieben immer wieder hängen. Gatsch spritzte, Autos wechselten ihre Farbe. Rotbrauner Dreck klebte überall. Das internationale Anschieber-Team drückte und presste nach Kräften, rief dabei „Fango, Fango“ und bekam für die Hilfeleistung gratis die volle Schlammpackung. PKW oder Kleinbusse auf die Straße zu manövrieren dauerte teilweise länger als die Mitteldistanz davor.
Wir mußten überhaupt einiges verdauen. Darunter auch viel gutes & preiswertes Essen. Den vom Volksmund hergestellten Zusammenhang zwischen leergeputzten Tellern und gutem Wetter sahen wir am Sonntag zumindest teilweise bestätigt. „Raus aus dem Regen ins Leben, ab in den Süden“. Immerhin stellte die Regenmaschine vor Beginn der 2. Etappe ihren Betrieb ein. Eine feine Geste für die 1.500 Teilnehmerinnen & Teilnehmer, denn die Langdistanz war ganz schön hart, weil steil & steinig. Süß war nur der Name der Karte Kokoš. Unser Verein war auch in einigen Kadern, die nach Lipica gekommen waren, vertreten. Anika, Tina & Lina gönnten sich mit dem rot-weiß-roten Elitekader ebenso die beiden Wochenend-Etappen wie Anna, Anton, Corinna, Fabian, Mika, Wolfgang W. & Sandra mit dem wiederbelebten Wiener Landeskader.
Wer am Montag wieder ins Büro oder in die Schule musste, für den endete das Lipica Open-Lied nach den beiden Wochenend-Etappen. Andere wollten noch 3 Strophen hinzufügen. „Ich sag, ab geht die Party und die Party geht ab“. Am Montag stiegen die Temperaturen und unsere Laune. Laufen bei trockenen und windstillen 13 Grad macht Spaß, die Mitteldistanz im detaillierten Teil der Karte Kokoš ebenso.
Und dann passierte am Dienstag bei der 4. Etappe fast schon für unmöglich Gehaltenes: Während der lässigen Mitteldistanz auf der neuen Karte „Trmun“ konnten alle Läuferinnen und Läufer ihren Schatten sehen. Es war fast wie im Lied: „Der Sonne entgegen, was erleben, einen heben und dann Bikinis erleben“. Mit Badekleidung war man zwar fehl am Platz. Aber immerhin gab es dann am Nachmittag schnelle Damen und Herren mit kurzen Laufhosen und ärmellosen Shirts zu sehen. Der rot-weiß-rote Bundesheer-Kader mit Ylvi & Nico absolvierte zusätzliche Sprint-Trainings in den malerischen Küstenorten Izola & Piran.
Offenbar nahmen sie den am Meer schon spürbaren Frühling mit auf das nahe Karst-Plateau. „Der Sonne hinterher, ejo was geht, der Sonne hinterher, ejo was geht“. Der letzte Tag war der schönste. Die Spiegeleier „sunny side up“ waren passend und erst der Anfang. In der Arena freuten sich sonnige Gemüter auf die letzte Etappe. Der Himmel war blau, die Beine langsam auch. Noch einmal navigieren, noch einmal konzentrieren, noch einmal attackieren. Und dann war der 5-Tage-Lauf auch schon wieder verklungen. Nächstes Jahr werden wir wiederkommen. Und mit uns die Hoffnung auf noch besseres Wetter: „Der Sonne hinterher, ejo was geht, der Sonne hinterher, ejo was geht“. Lipica geht immer.