Berichte

EM: die Sonne strahlte, Jassi auch

Mit zwei äußerst turbulenten & spektakulären Medaillenentscheidungen haben am 17. August 2024 die European Orienteering Championships 2024 [EOC] in Mor in Ungarn ihre ersten Höhepunkte erlebt. Die beiden MitteldistanzFinali begeisterten mit Überlänge, Überraschungen und einer österreichischen Überfliegerin. Jasmina lief sensationell und wurde mit dem 11. Platz belohnt. Jannis musste leider aufgeben, und da war er bei weitem nicht der Einzige.

Foto: IOF / Eszter Kocsik

Samstag Nachmittag. Zwei Rennen, zwei Entscheidungen. Erst das Mitteldistanz-Finale der Frauen. Dann jenes der Männer. Was nach vorhersehbaren Stunden mit klassischem OL-EM-Programm klingt, entwickelt sich zu einem außergewöhnlichen Wettkampftag mit vielen spektakulären Bildern, vielen Höhenmetern, (zu) vielen Rennminuten, vielen Fehlern, vielen Wendungen, vielen Emotionen, vielen Aufgaben und vielen Grad Celsius.

Auch wenn nach leichtem Regen an Vormittag die vorhergesagten 36 Grad Gott sei Dank zunächst nicht ganz erreicht wurden, kämpften viele der weltbesten Läuferinnen und Läufer mit der Hitze. Im Laufe des späteren Nachmittags heizte die Sonne den Finalistinnen und Finalisten vor allem im halboffenen und offenen Gelände an den steilen, steinigen Hängen des Vertes-Gebirge gnadenlos ein. Die Veranstalter hatten sogar – ungewöhnlich für Mitteldistanz-Rennen – Getränkeposten eingerichtet. Das kalte (Wasser)Buffet wurde eifrig genutzt.

Foto: IOF / Eszter Kocsik

Jasmina hatte sich am Tag zuvor als einzige Österreicherin für das Finale der Top 60 qualifiziert. Sie fand gut ins Rennen und sorgte bei der ersten TV-Zwischenzeit für eine neue Bestzeit. Auch im weiteren Verlauf machte sie in dem herausfordernden Gelände alles richtig. Nach harten 48 Minuten überquerte sie unter dem Jubel der rot-weiß-roten Fans als bis dahin schnellste die Ziellinie. Danach scheiterten viele Läuferinnen an dieser Zeit, nur wenige waren schneller. Jasmina musste warten. Und durfte hoffen. Denn wenig später stand fest: diese 48 Minuten reichen für die Top 30. Dann wurde klar: diese 48 Minuten reichen für die Top 20. Nach weiteren Zieleinläufen war fix: diese 48 Minuten reichen für die Top 15. Und es wurde noch besser: am Ende durfte Jasmina über den großartigen 11. Platz jubeln, nur 27 Sekunden fehlten auf die Top Ten: „Ich bin sehr zufrieden. Es war ein physisch brutaler, aber auch cooler Lauf. Es war technisch sehr anspruchsvoll mit den vielen Felsen und Steinen in den steilen Hängen. Ich habe versucht, immer die Kontrolle zu behalten. Wenn es nötig war, bin ich auch stehen geblieben, und habe die Karte nochmal gecheckt. Das hat einfach gut funktioniert“.   

Foto: IOF / Eszter Kocsik

Viele Top-Läuferinnen scheiterten an den Herausforderungen des Geländes, alle Läuferinnen scheiterten an der geplanten Siegerzeit von 35 Minuten. Und das deutlich. Der Schweizerin Simona Aebersold reichten knapp 41 Minuten, um Gold vor Natalia Gemperle und Andrine Benjaminsen zu gewinnen. Superstar Tove Alexandersson ging als Vierte leer aus.

Foto: IOF / Eszter Kocsik

Auch bei den Herren lösten sich bei vielen Top-Athleten alle Hoffnungen auf einen Spitzenplatz in (heiße) Luft auf. Am Ende waren sogar 14 der 60 Männer nicht in der Wertung (Fehlstempel bzw. Aufgabe), darunter leider auch Jannis: „Die Enttäuschung ist riesengroß. Es war von Beginn an sehr schwierig, ich bin aber gut reingekommen. Dann bekam ich Probleme mit der Konzentration, denn ich hatte Schmerzen im Fuß. Jedesmal, wenn ich auf einen Stein stieg. Und dann passierte mir zwischen den Steinen und Felsen ein klassischer Parallelfehler. Da habe ich extrem viel Zeit verloren, da war dann auch der Akku leer. Es ist mir sehr peinlich, dass ich dann das Rennen aufgegeben habe“ Überraschungseuropameister wurde nach über 42 Minuten Laufzeit Eirik Langedal Breivik. Der Norweger „überholte“ erst beim vorletzten Postenseinen Landsmann Kaspar Harlem Fosser und den Schweden Albin Ridefelt. Es war die letzte überraschende Wendung an diesem spektakulären OL-Nachmittag in Ungarn.