Berichte

Mini-Olympia in Tarnuniform

Gemeinsam mit Österreichs einziger Biathlon-Weltmeisterin Lisa Hauser frühstücken und auch mit Kletter-Weltmeisterin Jessica Pilz in einem Team für Österreich starten. Oder sich mit der deutschen Langlauf-Olympiasiegerin Victoria Carl und der französischen Biathlon-Weltmeisterin Lou Jeanmonnot die Loipen teilen. All das war für Ylvi von 23. bis 30. März 2025 möglich, denn sie war wie alle genannten als Sportsoldatin bei den 5. Military World Winter Games in Luzern in der Schweiz dabei. Und das zur Sicherheit gleich in zwei Sportarten. Beide ungewohnt. 

Militärische Delegationen aus über 40 Nationen sind in die Schweiz gekommen. Mehr als 1.400 Soldatinnen und Soldaten, darunter viele zivile Weltklasseathletinnen und -athleten schlüpfen in ihre Sport-Uniformen und kämpfen eine spannende Woche lang in den Disziplinen Ski Alpin, Snowboard, Langlauf, Biathlon, Skibergsteigen, Crosslauf, Klettern, Patrouillenlauf und Ski-Orienteering. „Ski-OL! Na da sind wir sicher auch dabei“ dachte man sich beim österreichischen Bundesheer und schickt dementsprechend drei Fuß-OL-Spezialisten und einen MTBO-Könner in den Schweizer Frühlingsschnee. Neben Ylvi sind das Emily Adenstedt [Orienteering Klosterneuburg], Lukas Novak [Leibnitzer AC] und Hannes Hnilica [OLT Transdanubien].  

Auftaktbewerb im nordischen Zentrum von Goms im Kanton Wallis ist am Dienstag das Massenstart-Rennen über die Mitteldistanz. Für Ylvi, die schon im zivilen Leben Langlaufen nicht zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zählt, geht alles schief, was schiefgehen kann. Auf dem Weg zu Posten 1 bricht sie sich einen Stock ab. Nach einem Besuch der Servicezone im Start- & Zielbereich passieren im extrem weichen und abschnittsweise wenigen Schnee „27.315“ (Originalzitat) weitere Stürze. Auch das zwischenzeitliche Abschnallen und Laufen bringt nicht den gewünschten Erfolg. Zur Feier des gelungenen Tages leistet sich unsere Bundesheer-Sportlerin auch noch einen „misspunch.“ Kurzer Kommentar: „besser geht’s nicht“.

Am Tag danach steht statt Ski-Orienteering plötzlich Crosslauf auf dem Dienstplan. Damit verbunden ist eine zweistündige Autofahrt hin zum neuen Wettkampfort. Militärisch gesprochen: Ylvi wird im motorisierten Marsch nach Luzern verlegt. Im Crosslauf-Team ist eine der zwei Österreicherinnen ausgefallen. Ylvi hat nun die Aufgabe und die Ehre, diese Lücke in der Mixed-Staffel zu füllen. Gelaufen wird nahe der Kaserne von Emmen auf einem Wiesenparkour mit kurzen, steilen Anstiegen und vielen Kurven. Um die Verwandlung der Laufstrecke in eine Schlammbahn zu verzögern, wird die Ideallinie mit Sägemehl und Stroh belegt. Netter Versuch.

25 Nationen sind mit jeweils 2 Frauen und 2 Männern am Start, die Streckenlänge beträgt für alle jeweils 2 Kilometer. Das Bundesheer-Team, angeführt von Österreichs 3.000m-Hindernis-Rekordhalterin Lena Millonig, läuft sehr stark, Schlussläuferin Ylvi übernimmt auf Position 4, muss dann zwar die Gegnerinnen aus Italien und Marokko vorbeilassen, kann aber mit dem 6. Platz das erhoffte TopTen-Ergebnis für Österreich klar sicherstellen. Gold geht an Bahrain mit der 3.000m-Hindernis-Olympiasiegerin von Paris, Winfred Mutile Yavi.      

Am Donnerstag darf es dann noch einmal Langlaufen mit Karte und Kompass sein. Eigentlich ist es kurzes langlaufen. Ylvi bildet mit Lukas Novak eines der beiden rot-weiß-roten Mixed-Sprint-Duos im Feld der 22 Teams. Jeder läuft zweimal und Österreich 1 schließlich auf Platz 12 ins Ziel. Fazit: „Heute hat es richtig Spaß gemacht.

Ylvi kann zufrieden sein und lernen, zum Beispiel im direkten Duell mit und von Nadja Kälin. Die junge Schweizerin war bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Trondheim in vier Rennen viermal in den TopTen und damit eine der großen Sensationen dieser Titelkämpfe in Norwegen. Anders gesagt: so geht Skating. Ihre Weltklasse-Form bringt Nadja Kälin zu Military World Winter Games in der Heimat mit: Nach zweimal Gold am Dienstag und Mittwoch bei den Langläuferinnen trägt sie dann am Freitag ein OL-Kartengestell flott durch die Gomser Gegend und dreht am Kompass.  Wenn man sieht, wie sich die Schweizerin auf Langlauf-Schi bewegt, könnte man richtig Lust auf Langlaufen bekommen. „Ich habe sie nach 10 Sekunden nicht mehr gesehen“ lacht Ylvi im Ziel. Und das war es dann. Korporal Kastner meldet: „Friedensmission Military World Winter Games 2025 mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossen!“