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Wiener Mitteldistanz-Meisterschaften in „Steirisch-Skandinavien“

Ein Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Das gilt ganz besonders für diesen Wald, der die Theorie untermauert, dass Skandinavien 100km südlich von Wien beginnt. Zumindest befindet man sich Im Wald von St. Jakob im Walde in Steirisch-Skandinavien. Hier befindet sich im Winter das kunstschneesichere Loipenparadies der „Jogllandloipen“. Die Bezeichnung „Nordisches Zentrum“ trifft auch mitten im Frühling zu. Ganz sicher nämlich heute, am 21. Mai 2017. Denn heute ist der nordische Wald das Zentrum der heimischen Orientierungslauf-Szene. Es wird nicht nur die Wiener Mitteldistanz-Meisterschaft gelaufen, sondern auch die Niederösterreichische,  die Steirische und die Burgenländische.

Als „Einstiegshilfe“ in den skandinavischen Märchenwald nutzen wir dabei das kleine Familienschigebiet von St. Jakob. Unsere Rennen beginnen wir direkt neben der Bergstation des „Ochsenkopf-Liftes“ und direkt im Starthaus der Ski-Rennstrecke. Noch 10 Sekunden. Fünf. Drei, Zwei, Eins. Piep. Über das Startdreieck geht es hinein in den dichten Nadelwald. Wir nehmen Tempo auf. Wir kommen in Schwung. Wir suchen den richtigen Rhythmus. Wir suchen nicht rot und blau. Wir suchen orange und weiß. Wir „kurven wie Slalomläufer“ um Fels- und Steinformationen. Wir „ziehen wie Riesentorläufer“ weite Bögen zwischen kleinen Hügeln, Sümpfen und Hochmooren. Wir „suchen wie Abfahrer“ den kürzesten und schnellsten Weg nahe der Falllinie hinunter zum Ziel direkt auf der Schipiste. Langer Sätze kurzer Sinn: wir genießen.

Der Wald ist wunderschön. Der Wald ist eine riesige Heidelbeer-Kultur. Das Laufen durch die teilweise kniehohen Sträucher ist sehr fordernd. Und trotzdem ein Genuss. Ein Genuss auf knapp 1200m Seehöhe. Am Höhenrücken zwischen Ochsenkopf und Reingruberkogel angelangt, führen einige der Bahnen auch durch ein 11 Hektar großes Hochmoor. Der Bewuchs des Moores besteht aus Farnen, Moosen, Steinmoosen, Schwarz- und Preiselbeeren. Der Boden ist feucht, laufen auf diesem sumpfigen Untergrund hört sich an, als würde jemand schmatzen.

Auf Tischmanieren können wir aber ebenso keine Rücksicht nehmen, wie auf die Konkurrenz. Im gesunden Waldklima von St. Jakob sammeln wir statt Schwammerl und Pilzen Medaillen. Bei den jüngsten Damen [-14] gewinnt Corinna vor Carina. In der allgemeinen Klasse [15-] setzt sich Marina vor Birgit durch und bei den Seniorinnen [45-] sorgen Babsi und Katja für einen Doppelsieg, dazu gewinnt Sabine [55-] Silber. Bei den kleinen Buben [-14] ist Jonas der Schnellste. Bei den großen Buben [15-] läuft Ferri zu Bronze, wie Boris bei den alten Buben [45-]. Außerdem holt sich Nick in einer knappen Entscheidung Silber [60-], nur 28 Sekunden fehlen ihm auf Gold.

Siegerinnen und Sieger werden im Familienhotel Berger auf der Panorama-Terrasse geehrt. Bei guter Fernsicht hat man hier einen großartigen Ausblick über das Joglland bis zum Balaton und hinein in die ungarische Tiefebene. Vielleicht sieht man ein bisschen Ungarn, ganz sicher spürt man ein bisschen Schweden. Heute ist es ein Traumtag. Ein Tag zum Träumen. In steirisch-Skandinavien.

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