Berichte

Aus dem Foto-Album einer Toskana-Reise: Gruppenbild mit Horst

05. November 2018

Die Frage nach dem herbstlichen Reiseziel mit OL-Aufgaben war schnell beantwortet. Zwei Jahre waren seit dem ersten naturfreundlichen Toskana-Ausflug ins schöne Land zwischen Florenz und Grosseto gezogen, höchste Zeit also für eine Neuauflage. So verbrachten Christine, Sofia, Oli & Erich; Renate, Corinna & Axel; Günther, Maria & Eva; Sabine & Josef; Sabine & Arnulf sowie Babsi, Maya & Boris gemeinsam mit Horst erholsame Tage in Pienza, um von dort zu den 5 Etappen der Toscana Orienteering Classic Tour von 1. bis 4. November 2018 auszuschwärmen….

Dienstag, 30.10. – “It always depends on the egg”

Am Ende eines langen Anreisetages steht das Tiramisu. Also vor einem auf dem nahezu leergegessenen Tisch. Genauer gesagt sind es zwei Tiramisus und genauer betrachtet sind sie, abgesehen von verbindendem Kakaobraun am „Dach“ nicht vom selben Farbton. Nahezu weiß das eine, fast gelb das andere. Das sorgt für angeregte Diskussionen über Ablaufdatum und Halbwertszeit von Süßspeisen und bringt –  da wir ja viel mit den Augen essen – ganz unterschiedliche Geschmackserlebnisse. Schließlich klärt der Wirt die Situation und uns auf: „It always depends on the egg“ welche Farbe das Tiramisu im Glas annimmt. Eher weiß oder eher gelb. Unabhängig vom Farbwert wandern jeweils € 8.- in die Kassa der Pizzeria Pummero in Pienza und bringen damit die Farbe rot ins Spiel. In den Gesichtern all jener, die den Preis für durchaus gewagt halten.     

Mittwoch, 31.10. – Was macht Horst ?

Diesmal ist auch Horst Teil unserer Reisegruppe. Horst ist 150cm groß und mag zwar ganz schön aufgeblasen wirken, aber er ist ein Luftikus und man kann man viel Spaß mit ihm haben. Einen Abend lang oder mehrere. Horst animiert zu gemeinsamer Bewegung. Horst sorgt für Lacher und Bewunderung. Horst ist das Mittel zum pantomimischen Zweck einer Spezialausgabe des Brettspiel-Klassikers „Activity“. Horst liegt im Stockbett, geht über Leichen, läuft Eis, bekommt eine Maniküre, kratzt sich am Hintern, tanzt YMCA, macht Yoga. Und all das muss unter Zeitdruck für die Mitspieler dargestellt werden. Von einem von uns, gemeinsam mit Horst, der Plastikpuppe. Ohne Worte. Mit Horst, der auch eine Rakete ist oder eine Zahnbürste, der von der Bühne ins Publikum springt oder geküsst wird. Irgendwann geht Horst dann schlafen. Wir auch, denn morgen ist für uns die erste Etappe..    

Donnerstag, 01.11. –  Mach’ nicht so einen Zinnober !

Quecksilber ist ein giftiges Schwermetall, das mindestens seit der Antike bekannt ist und ursprünglich „keckes Silber“ geheißen hat. Quecksilber und Schwefel verbinden sich in der Natur zu Zinnober. Dieses Mineral hat es aus den Bergwerken dieser Welt ja bis in die deutsche Umgangssprache geschafft. Ein Zinnober ist etwas, das wertlos und unsinnig ist, oder um welches unnötiges Aufsehen gemacht wird. Eine der weltweit wichtigsten Lagerstätten dieses Minerals befand sich an den Hängen des Monte Amiate in der südlichen Toskana. In der Bergbaustadt Abbadia San Salvatore machen sie seit den späten 1970ern keinen Zinnober mehr. Das Quecksilber-Bergwerk wurde geschlossen, ist seither ein Museum und bot uns am 1. November nach einer improvisierten, aber umso sympathischeren deutschen Führung die Kulisse der 1. Etappe. Der Schlussteil und das Ziel einer feinen Mitteldistanz befanden sich direkt im Werksgelände. Dorthin fand Maya [W-16] am schnellsten den Weg durch den regennassen und kupierten Wald, sie wurde 2.       

Freitag, 02.11. – Tanz auf dem Vulkan

Das letzte Mal ist der Monte Amiate vor ca. 180.000 Jahren aus sich herausgegangen. Heiße Quellen und Geysire an den Hängen des 1738m hohen Berges erzählen von seiner vulkanischen, von temperamentvollen Ausbrüchen geprägten Kindheit. Vulkanischen Ursprunges sind auch die Zinnober-Vorkommen, aber das ist eine andere Geschichte. Schnee liegt hier oft bis zum Frühjahr herum, was für den Betrieb der 8 Skilifte rund um das Gipfelkreuz durchaus von Vorteil ist. Die Tageskarte für Erwachsene kostete im Winter 2018 unglaublich günstige € 15.-. Unterhalb der novemberlichen Nebelgrenze eignen sich die Kastanien-Wälder auch für die 2. Etappe der Toscana Orienteering Classic. Handliche Partner für den (neuerlichen) Tanz auf dem Vulkan sind Karte und Kompass. Nicht alles spielt sich bei dieser Mitteldistanz im grünen Bereich ab, aber vieles. Wieder laufen wir zunächst – bergauf und vorbei an fleißigen Maronisammlern – durch den Wald, wieder sind die letzten Posten und das Ziel auf dem weitläufigen Gelände des alten Quecksilber-Bergwerks, wieder ist Maya erfolgreich und gewinnt [W-16]. Ist eigentlich gar nicht verwunderlich, hat sie doch manchmal das Temperament eines Vulkans. So ein (Boden)schatz!

Freitag, 02.11. – Die dunkle Seite der Nacht

Der wohl wichtigste Lehrsatz der toskanischen Mathematik lautet: die einzige Verbindung zwischen 2 Punkten ist die Kurve. Dieses Gesetz fand und findet vor allem im regionalen Straßenbau durchgehende Anwendung. Wer etwa von A nach B unterwegs ist, sieht diesen Regeln entsprechend nicht nur A und B aus allen Richtungen, sondern auch C und D. Von vorne und hinten, von links und rechts, von oben und von unten. Wobei A = Pienza, B = Castelnuovo, C = San Qirico, D = Montalcino. Und so umkurvten wir von A auf dem Weg nach B viele der zahlreich vorhandenen Hügel, während wir andere mutig überquerten. Schwindlig in B angekommen pflanzten wir unsere Stirnlampen auf und erkannten einen Hügel, ein kleines mittelalterliches Dorf, Wein- und Olivengärten, ein Kloster und ein Postennetz. Schon waren wir alle ab 18 Uhr mitten drin in der 3. (Nacht)Etappe mit freier Startzeitwahl. Also alle bis auf einen. Der eine war Günther. Er fand kurz nach 19.00 Uhr den Start nicht. Aus gutem Grund, denn es gab den Start nicht mehr. Die fleißigen Veranstalter hatten schon zusammengepackt. Kurze Aufregung und ein paar erhöhte Pulsschläge später konnte eine Start-Station aufgetrieben werden und Günther als allerletzter (mit der Karte von Boris) sein Rennen beginnen. „The one and lonely“ sponn schnell sein Postennetz und kam als 8. ins Ziel [H45-], Boris sogar als 3., Maya und Sofia feierten einen Doppelsieg [W-16], auch Babsi gewann, Christine wurde 6. [W45-]. Zurück in A, versammelten wir uns zu einem Abendessen mit Lerneffekt: eine Pizza kann auch rechteckig sein, und dafür bekommt man zum Schneiden kein Messer, sondern eine Schere. Mahlzeit.     

Samstag, 03.11. – Feinschmecker-Treffen

„Weißes Gold“ oder „Diamant der Küche“. Der weiße Trüffel gehört zu den gefeierten Superstars unter den Lebensmitteln. Auch und vor allem in der Toskana. In San Giovanni d’Asso eröffnete 2004 das erste Trüffel-Museum Italiens. Dazu gibt es hier an jedem zweiten Wochenende im November das Trüffel-Fest. Als Ouvertüre zu den Feierlichkeiten 2018 belagerten rund 1.000 OL-Feinschmecker die kleine Ortschaft, um die 4. Etappe des TOC in Form eines Sprints zu sich zu nehmen. Gleich auf den ersten Metern stellte sich durchaus ein Gefühl von Trüffel-Suche ein. Nein, nicht das wir in den Wurzeln von Eichen, Kastanien und Pappeln bis zu 30 Zentimeter unter der Erde nach dem berühmte Schlauchpilz suchten. Aber wir demonstrierten feucht-klebrige Erdverbundenheit durch das Laufen über den gatschigen Lehmboden der lokalen Obst- und Olivenhaine. Mit jedem Schritt wurde der Batzen Toskana, der an den Schuhen klebte, größer und schwerer. Wir wühlten im (und durch) den Dreck, wobei der richtige Riecher half, um gut in die Karte zu finden. Später passierten wir in der Festung auch das Trüffelmuseum. In einem schlechten Trüffeljahr werden für 1kg bis zu € 9.000.- bezahlt. Hohe Nachfrage, hoher Preis. Für den heutigen Etappensieg bekamen Babsi [D45-] und Maya [W16-] immerhin Blumen.   

Sonntag, 04.11.. – Horst geht die Luft aus

Das kann ja lecker werden. Den Siegern wird je eine Flasche Brunello di Montalcino,  einem der unbestritten teuersten Spitzenweine Italiens, gereicht. Montalcino ist aber nicht nur die Stadt des Weines, die Stadt des Honigs und die Stadt der Oliven. Am letzten Tag der TOC auch die Stadt der Orientierungsläufer. Ein letzter Sprint wartet auf uns. Mit teilweise historischem Kopfsteinpflaster unterlegte Höhenmeter sind mehr vorhanden als Kraftreserven. In der auf einem 600m hohen Hügel liegenden schönen Altstadt sieht man schnell genauso aus. Schön alt. Vielen geht auf den steilen letzten Metern dieser feinen O-Tour die Luft aus. Wie auch Horst, der die Heimreise luftlos und allein in seiner Schachtel antreten muss, nachdem er so aktiv mit dabei war. Horst hat sehr gut gegessen, Zypressenalleen fotografiert, heiße Quellen besucht, auf der Postennetz-Karte Posten weggefaltet, historische Orte besucht, roten Wein getrunken, sich über einen weiteren Tagessieg von Babsi gefreut, [W-16]-Etappen- und Gesamtsiegerin Maya bejubelt und mit allen für das abschließende Gruppenbild posiert. Horsti hat für gute Stimmung gesorgt. Fast war es wie bei Österreichs legendären Tennis Davis-Cup-Duellen mit Muster, Skoff und Antonitsch, als die Menschen begeistert riefen: Horsti, Horsti,….!

Fotos [von Sabine, Arnulf und Josef] 

Ergebnisse – Etappe #1

Ergebnisse – Etappe #2

Ergebnisse – Etappe #3

Ergebnisse – Etappe #4

Ergebnisse – Etappe #5

Gesamtwertung