Berichte

Jenseits von Afrika

Millionen Kinobesucher weinten mit der dänischen Kaffeeplantagen-Besitzerin und dem englischen Abenteurer. „Jenseits von Afrika“ ging in die Filmgeschichte ein. Vielleicht auch wegen der Kulisse. Dort, wo Meryl Streep und Robert Redford ihre Liebesbeziehung er- und durchlebten, dort beschleunigen derzeit unsere Eliteläufer Jannis & Nico ihren Puls auf andere Art und Weise: im dreiwöchigen Höhentrainingslager der Sportsoldaten des ÖFOL-Nationalkaders in Kenia.

How are youuuuuu“. Sie sind neugierig und sie freuen sich, wenn sie uns sehen und wollen einklatschen. Ständig trifft man beim Training viele der sehr vielen kenianischen Kinder auf ihrem Weg von oder zur Schule. Die Straßen und Pisten sind lehmig und staubig, teilweise stark ausgewaschen. Es geht meistens bergauf oder bergab. Wer flach laufen will, nutzt am besten die Run2gehter Aschenbahn. Eineinhalb Kilometer vom Camp entfernt, kann man, 2.300m über dem Meer, seine Runden drehen.

Das Run2gether-Camp im Dorf Kiambogo bietet unbezahlbaren Luxus. Von jedem Bett, von jeder Terrasse hat man einen traumhaften Ausblick auf die faszinierende Welt des großen ostafrikanischen Grabenbruchs. Hier wurden Szenen für „Jenseits von Afrika“ gedreht. Auch am nahegelegenen Lake Nakuru. Die Häuser im Camp wurden in traditionellem Baustil errichtet und sind auch ortstypisch eingerichtet. Die Anlage ist sauber, sicher und gepflegt. Wofür unter anderem 2 Gärtner zuständig sind.

Die Höhe fordert, die Weite beeindruckt. Die Laufstrecken führen durch endlose Savannenlandschaft und vorbei an vielen Feldern. Hier wird noch alles mit der Hand gemacht. Wer sich weiter vom Camp entfernt, trifft dann abgesehen von sehr freundlichen Menschen womöglich auch Giraffen. Auch die sind freundlich. Etwas oberhalb des Camps gibt es auf 2.700m Höhe einen traumhaften Wald, auch der wurde natürlich schon belaufen.          

Die Kombination aus Nähe zum Äquator und ungetrübtem Sonnenschein sorgt bis zu 25 Grad Lufttemperatur, aber auch für Sonnenbrand. Am Nachmittag ist dann meistens die Zeit für intensiven Regen, oft kommt der Niederschlag auch mit Blitz und Donner. Am Abend kühlt es auch durch den auffrischenden Wind deutlich ab.

Im Camp ist Platz für ungefähr 30 Gäste aus Europa und 50-70 Läuferinnen und Läufer aus Kenia. Männer, Frauen und Kinder. Auf ihrem Stundenplan stehen 2-3 Laufeinheiten pro Tag. 06:15 Uhr, 10:00 Uhr, und/oder 16:00 Uhr. Da kommen dann schon 130-200 Kilometer pro Woche zusammen. Man kann als Gast überall mitmachen. Wenn man sein eigenes Programm abarbeiten möchte, bekommt man auf Wunsch einen „Local“ als Guide. Meist ist das ein Junior oder ein Verletzter. Am Sonntag geht es zur Erholung in die Kirche.

Laufen. Essen. Schlafen. Erstens: viel. Zweitens: gut. Drittens: tief. Auch vom Guten gibt es viel. Und davon vor allem Kartoffel, Bohnen, Spinat und Reis. Ab Woche zwei kann man den Tag am Speiseplan erkennen.  

Aber es geht ja vor allem um das Laufen. Und Laufen ist hier spektakulär. Wie etwa der Berglauf zum Mt. Longonot, einem erloschenen Schichtvulkan. Nicht nur die dünne Luft auf knapp 2800m, sondern vor allem die 7 Kilometer lange Runde am Kraterrand ist atemberaubend. 

Wer Lust auf „Downhill-Longruns“ hat, kann sich hier ebenso verwöhnen. Etwa hinunter auf 1.900m zum malerischen Lake Naivasha, über dem Pelikane, Kormorane und Marabus kreisen und Antilopen, Gnus, Nilpferden und Zebras beim Baden zusehen. Oder Jannis, Nico & Co. bei einer feinen Bootssafari. Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, genießt eine Mountainbike-Safari im Hells Gate Nationalpark.

Das gute an diesem intensiven Programm: trotz der Höhe gibt es nach einem harten Trainingstag keine Probleme beim Einschlafen. Einen Film wie „Jenseits von Afrika“ erlebt man da nicht mehr bis zum Schluss“. Schade, eigentlich. Der Film wurde mit 7 Oscars ausgezeichnet.